ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Sendungskritik Melden

Bitte um ein Stichwort, warum diese Kritik als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden


Zeit im Bild – So trägt man den Journalismus zu Grabe

AndereORF2, So, 03.09.2023, 23:06 | Kurt Ceipek

In den meisten Ländern Europas tendiert die Mehrheit der Menschen dazu, bürgerlich-konservativ zu wählen. Insbesondere gilt das für Bayern, wo derzeit die Christlich-Soziale Union CSU gemeinsam mit den ebenfalls konservativen Freien Wählern Bayern die Regierung bilden. Rechte Regierungen sind ein Alptraum für SPD, Grüne oder andere linke Parteien, weshalb immer wieder versucht wird, rechte Parteien ins Nazi-Eck zu rücken und dadurch unwählbar zu machen.

Wie das versucht wird zeigt derzeit der Fall des Freie-Wähler-Chefs Hubert Aiwanger, der auch im ORF die Zeit im Bild und alle anderen Nachrichtensendungen dominiert. Ihm wird Rechtsextremismus vorgeworfen, weil in seiner Schultasche vor mehr als drei Jahrzehnten – er war damals 16 Jahre alt – ein antisemitisches Flugblatt gefunden worden sei. Dieses Flugblatt sei nicht von ihm verfasst worden, unterstreicht Aiwanger unermüdlich.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hält an Aiwanger fest und argumentiert, dass kein Beweis vorliege und seither nichts Vergleichbares vorgefallen sei. Eine Entlassung aus dem Amt wäre deshalb „nicht verhältnismäßig“. Das bringt ihm nicht nur den Tadel der linken bayerischen Opposition ein, sondern wird auch vom ORF scharf verurteilt.

Enthüllt wurde die Affäre Aiwanger von der in den letzten Jahren weit nach links gerückten Süddeutschen Zeitung, die bekanntlich auch in der Strache-Ibiza-Affäre eine unrühmliche Rolle eingenommen hat. Die „Süddeutsche“ wird in Deutschland heftig dafür kritisiert, die Vorwürfe gegen Aiwanger öffentlich gemacht zu haben, ohne irgendwelche Beweise dafür vorlegen zu können. Andere Medien wie beispielsweise der Spiegel, der über die selben Unterlagen verfügte, haben das Thema wegen des Mangels an Beweisen nicht ausgewalzt.

Der angesehene deutsche Journalist Jan Fleischhauer vom Magazin FOCUS tadelte die Süddeutsche Zeitung: „Ich bin seit 35 Jahren im politischen Beobachtungsgeschäft, aber ich kann mich an keinen Politskandal erinnern, bei dem die Zeugen, die man präsentierte, um seine Anschuldigungen zu untermauern, nahezu ausnahmslos anonym waren.“ Um der einst angesehenen und als seriös geltenden Tageszeitung vorzuwerfen: „Wer vorgeht wie die ,Süddeutsche', trägt den Journalismus zu Grabe.“

Ähnliches gilt für den ORF und die Zeit im Bild, wenn zwar der Oppositionskritik in Bayern breiter Raum geboten wird, die fundierte Kritik an den Enthüllern des tatsächlichen oder künstlich konstruierten Skandals aber dezent verschweigt. Denn dass dieser Skandal erfunden wurde, um eine bürgerliche Wählermehrheit in Bayern zu verhindern, ist angesichts der knapp bevorstehenden bayerischen Landtagswahlen mehr als wahrscheinlich. Das soll auch in Österreich vor Wahlen schon fallweise vorgekommen sein.