ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Sendungskritik Melden

Bitte um ein Stichwort, warum diese Kritik als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden


Zeit im Bild 1

AndereORF 2, Di, 29.12.2020, 23:05 | Andreas Unterberger

Mit aufgeregter Stimme berichtet die ORF-Korrespondentin, dass in England schon dreimal so viele Corona-Patienten wie im Frühling in den Spitälern liegen. Würde im ORF jemand die Bibel kennen - was freilich auszuschließen ist -, dann würde ihm der Satz vom Balken im eigenen Auge einfallen, den manche ignorieren, weil sie nur den Splitter im Auge der anderen sehen. In Österreich sind nämlich in den letzten fünf Wochen die Spitzenwerte der Spitalsbelegung sogar beim Vier- bis Fünffachen der höchsten Werte vom Frühjahr gelegen! Und in Österreich ist seit vielen Wochen die Übersterblichkeit weit höher als in Großbritannien oder den USA.

Warum diese chauvinistische Falschberichterstattung? Zweifellos deshalb, weil in Österreich ein grüner Gesundheitsminister amtiert, Großbritannien und die USA hingegen konservativ regiert werden. Und über solche Länder darf halt nichts berichtet werden außer etwas Böses.

Besonders krass ist aber auch innerösterreichisch, wie der ORF manipuliert: Er verkündet groß, dass derzeit Wien und das Burgenland die relativ besten Werte haben. Jedoch: Als Wien im Spätsommer und Frühherbst wochenlang die weitaus schlechtesten Werte Österreichs hatte, hat man das aus dem ORF nie erfahren.

Es braucht wohl keine weitere Begründung, warum im ORF über das rote Wien so asymmetrisch "Bericht"-erstattet wird ... 

Endgültig kabarettistisch wird es aber, als wieder einmal ein Redakteur namens Hans Bürger anrückt, um die Welt zu erklären, wie er sie sich vorstellt. Dabei schwadroniert er zuerst ohne wirklich erkennbaren Anlass von einem "guten, alten österreichischen Kompromiss". Der sei "seit der Finanzkrise (2008) vorbei. Damals ist er noch gelungen unter Faymann eins mit Molterer. Der erste Bruch kam dann 2015. Da sind die ersten Gräben entstanden ..."

Atemberaubend, wie für den ORF alles gut war, solange ein Sozialist Bundeskanzler war. Dabei hat es unter Faymann zehnmal tiefere Konflikte in der Regierung gegeben als heute.

Oder schwätzt der Mann von einem Kompromiss zwischen Regierung und Opposition? So genau weiß man es bei dem Herumgerede ja nicht. Aber jedenfalls hat es unter Faymann schon überhaupt keinen solchen Kompromiss mit der größten Oppositionspartei namens FPÖ gegeben.

Und jedenfalls reicht der politische Erfahrungsschatz des Mannes nicht weit zurück. Denn dann würde er wissen, dass im Jahr 2000 die Bildung der schwarz-blauen Regierung unter Wolfgang Schüssel Rot und Grün nicht nur zu den überhaupt aggressivsten Demonstrationen der letzten Jahrzehnte veranlasst, sondern die SPÖ darüber hinaus dazu gebracht hat, die übrigen, damals überwiegend links regierten Länder der EU wegen der Bildung der rechten Regierung zu Sanktionen gegen Österreich zu motivieren.

Aber Ahnungslosigkeit ist halt im ORF Trumpf. Hauptsache, man pinkelt Sebastian Kurz ans Bein, der es ja gewesen ist, der 2015 in Sachen Migration gegen die von der SPÖ vorgegebene "Willkommen"-Linie aufbegehrt hat. Und den Bürger damit als Zerstörer des "guten alten österreichischen" Weges zu denunzieren versucht.

Endgültig vor Lachen nicht mehr halten konnte ich mich nach vielen anderen Seltsamkeiten aber dann, als Bürger wörtlich davon redet, "dass die EU hier etwas Großes geschaffen hat mit dieser Impfung".

Dabei ist die EU in Wahrheit schuld daran, dass bei uns erst zu einem Zeitpunkt mit dem Impfen begonnen worden ist, als in anderen Ländern wie Israel, USA und Großbritannien mit dem gleichen medizinischen Standard schon Millionen die erste Spritze bekommen haben. Das hat unabhängige deutsche Publizisten bereits zu dem Urteil gebracht: "Impfstoff: Die EU hat bewiesen, dass sie es nicht kann". 

Aber natürlich, das sind ja lauter Länder mit einem "rechten" Regierungschef. Deren Erfolge kann man nur ignorieren. Wenn dem ORF also offenbar die (post-)kommunistischen Länder lieber sein sollten, hätte er ja auch zumindest berichten können, dass noch viel mehr Menschen in noch viel mehr Ländern inzwischen schon mit den russischen und chinesischen Impfstoffen behandelt worden sind, während wir bis Sommer warten müssen, bis es für alle genug Impfstoff gibt.