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Faktencheck: Wolf

Andere, Mo, 31.08.2020, 14:26

'Faktencheck' ist heute das, was man zur eigenen Schulzeit eher unter Besserwisserei eingeordnet hatte.

Mit dem Unterschied, dass der "moderne Faktenchek" - wie das Wort ja bereits eindeutig suggerieren möchte - für sich in Anspruch nimmt, die unumstößlichen und einzig denkbaren "Fakten" aufzuzeigen.

Dass die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, zur effektiven Unterstützung des gewünschten 'Framings' ihrer Nachrichten, mittlerweile permanent zum sogenannten Faktencheck greifen bwz. diesen zu allem und jedem veröffentlichen, wo sie die öffentliche Meinung nocht nicht völlig auf ihrer Linie sehen oder wo es gilt, den politischen Gegner zu diskreditieren, wurde an anderer Stelle in diesem Medium bereits aufgezeigt.

Der neueste ORF-Faktencheck behandelt das Thema Wolf bzw. dessen politisch erzwungene Wiederansiedelung in Europa. Der Artikel prangte einen Tag lang prominent, ganz oben auf der orf.at Startseite und anschließend im Regionalteil. Und gleich zu Beginn zeigt sich, was ohnehin zu erahnen war: es geht nicht um Aufklärung der (nicht betroffenen) Bevölkerung, sondern es geht um Stimmungsmache im Sinne der NGO's und sogenannten 'Tierschützer'. Zu lesen ist dort gleich: "Während Tierschützer auf Herdenschutz verweisen, fordern Almbauern den erleichterten Abschuss."

Schwarz/Weiß-Schablone à la ORF.

Die Tierschützer verweisen also auf den "Herdenschutz" - klingt doch einfach, nett und plausibel, aber die (dummen) Almbauern fordern den ... Abschuss. Was für Hinterwäldler!

Dabei wird zwar kurz zugestanden, dass dem 'Herdenschutz' viele praktische Hindernisse und offene Fragen entgegenstehen, aber für einen FAKTENCHECK lässt die Behandlung dieses Kernelements vollkommen zu wünschen übrig.

Zwar werden die geforderten Hundehütten für Schutzhunde angesprochen, dass aber Herdenschutzhunde aggressiv auf alles und jedes und vor allem jeden reagieren, der sich der Herde auf der Alm nähert, wird vollkommen ausgelassen. Im Alm-/Tourismusland doch eher von Relevanz, könnte man meinen. Aber der Sache nicht dienlich, meint man offenbar im ORF, deshalb lassen wir es im 'Faktenchek' lieber weg.

Weiter im sogenannten 'Faktenchek': Da erfolgt eine Aufzählung, wie viel finanzielle Mittel den Almbauern für 'Herdenschutz' zur Verfügung stünde. "Das Land Tirol hat für 2020 und 2021 je 500.000 Euro bereitgestellt." Botschaft dahinter: Geld gibts genug für die Bauern. Einzig: ein (lückenloser) Zaun im Gebirge ist erstens vollkommen illusorisch und zweitens mit keinem Aufwand für die oft im Nebenerwerb tätigen Bauern vereinbar.

Auch diese "kleine" Zusatzinformation ist im 'Faktencheck' leider untergegangen. Genauso wie die Tatsache, dass mit einem derartigen Zaun ein Wildwechsel im Gebirge nicht mehr möglich wäre - was fatale Folgen für das Wild hätte. Genauso untergegangen beim ORF ist die Tatsache, dass ein für den Wolf unüberwindbarer Zaun zumindest zwei Meter hoch sein müsste - entgegen dem gerne im ORF gezeigten einen Meter hohen 'Hühnerzaun', den jeder Wolf gut gelaunt überspringt, um das nächste Schaf/Kalb zu zerfleischen.

Verschwiegen wird im ORF-'Faktencheck' auch, dass es in diesem Sommer bereits über 30 Wolfsrisse von Nutztieren, alleine auf Tiroler Almen, gibt. Vermutlich liegt die Zahl noch höher. Stattdessen wird von "15 auf Grund Wolfsriss entschädigten Tieren im Jahr 2019" geschrieben, um das Problem weiter herunterzuspielen.

Auch dass viele Tiroler Bauern ihre Tiere bereits Mitte August(!) frühzeitig von der Alm heruntergeholt haben, wird im 'Faktencheck' verschwiegen. Ebenso übergangen wird das Tierwohl der Nutztiere: Ein vom Wolf attackiertes Schaf stirbt meist langsam und qualvoll, die anderen Tiere sind traumatisiert.

Ebenso fehlt ein anderer wesentlicher Aspekt: der Sommertourismus in den österreichischen Bergen. Dieser kann mit aufgelassenen und zugewachsenen Almen einerseits oder aggressiven 'Herdenschutzhunden' und einer ringsum eingezäunten Landschaft andererseits gar nicht funktionieren. Welche Familie geht mit ihren Kindern auf die Alm, wenn dort aggressive Hunde ihren Dienst tun? Wohl nur ein Idiot oder ein verbohrter, weltfremder Ideologe sehen das anders.

Die wirtschaftlichen und sozialen Langzeitfolgen für ganze Berg- und Talregionen Westösterreichs wären ein ideales Betätigungsfeld für einen an objektiver Aufklärung interessierten ORF-Faktencheck. Aber das spielts bei den Ideologen vom ORF natürlich nicht. Bitte, wo kommen wir da hin!

Eine geringe Betroffenheit (der vor allem städtischen Wolfs-Befürworter), fehlende Fachexpertise und dafür jede Menge Meinung, Wildromantik und Ideologie: Das zeichnet - auch - die Wolfsdebatte im ORF aus. Und spätestens seit der ORF-Berichterstattung über den Prozess gegen radikale "Tierschützer" sowie durch "private" Twittermeldungen prominenter ORFler weiß man, dass sich viele ORF-Journalisten als das verlängerte Sprachrohr (links-)radikaler "Tierschützer" betrachten und  als solche aucheinspannen lassen.