ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Sendungskritik Melden

Bitte um ein Stichwort, warum diese Kritik als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden


Frühstück bei mir mit Florian Klenk

AndereÖ3, So, 05.07.2020, 12:44 | Kurt Ceipek

Es gehe beim sogenannten Ibiza-Untersuchungsausschuss um „die Käuflichkeit der türkis-blauen Bundesregierung“, leitete Ö3-Frühstückerin Claudia Stöckl die Sendung „Frühstück bei mir“ ein. Im „großen Interview der Woche“ – so die Selbstdarstellung des ORF – durfte sich an diesem Juli-Sonntag ausgerechnet der umstrittene Falter-Chefredakteur Florian Klenk als großer Enthüllungsjournalist präsentieren.

Eines sei vorweg gesagt. Man braucht einen gesunden Magen, um diese zwei Stunden lang dauernde Selbstbeweihräucherungssendung ohne schwere Krämpfe unbeschadet zu überstehen. Ausgenommen man ist ein ordentlicher Links-Linker, der alles zu glauben bereit ist, was aus dem ORF oder aus dem Falter kommt.

Gleich zum Start eröffnete die Interviewerin dem Enthüllungsjournalisten Klenk die Möglichkeit, zu erörtern, warum der parlamentarische U-Ausschuss nicht nur eine völlig sinnlose Plattform für eine Art Parteien-Kasperltheater ist, sondern wertvoll und aufschlussreich für die interessierte Öffentlichkeit. Klenk: „Dieser U-Ausschuss ist eine gewaltige Anstrengung, Wahrheit zu rekonstruieren.“ Und Klenk scheute sich auch nicht, das mittlerweile berühmte Zitat von Neos-Fraktionsführerin Stephanie Krisper „Die geht ma am Oa...“ geistreich zu verteidigen. Klenk: „Die Frau Krisper hatte damit völlig recht. ... Dafür habe ich großes Verständnis. Ein befreiender Satz.“

Spätestens an dieser Stelle drängt sich dem unbefangenen Zuhörer die Frage auf: Wozu wird ausgerechnet der Chef der nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit erscheinenden und fast ausschließlich von Linken gelesenen Wochenzeitung diese Plattform geboten? Berühmt gemacht wurde der Falter erst vom ORF. Der hat das Blatt immer wieder dazu benützt, Dinge daraus zu zitieren, die der öffentlich-rechtliche Sender selbst nicht hätte aufdecken können. Eine ziemlich fragwürdige Methode. Manchmal sollen auch Themen ausländischen Medien zugespielt werden, um diese nach Veröffentlichung im Ausland im Inland aufzublasen.

Üblicherweise wird „Frühstück bei mir“ dazu genützt, zweit- oder drittklassige Günstlingen des ORF aus der heimischen Kunstszene eine Plattform zu bieten, neue Bücher, Platten oder öffentliche Auftritte anzupreisen. Genau das – und das war eine echte Überraschung – wurde auch diesmal praktiziert. Angepriesen wurde, dass Florian Klenk in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsam mit dem Kabarettisten Florian Scheuba das willige Publikum mit „Korruptionskabarett“ beglücken will.

Da kann man zwei Stunden Werbung in Ö3 sicher gut gebrauchen. Man darf gespannt sein, ob in diesem Programm auch so unterhaltsame Dinge kommentiert und erläutert werden, wie der Fall Chorherr oder die hunderten Euro-Millionen, die von der Gemeinde Wien diversen unnötigen Zeitungen zugespielt werden, um nur zwei von unzähligen Beispielen zu nennen.