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Waldheims Walzer

AndereORF 2, Mo, 18.05.2020, 01:57 | Kurt Ceipek

„Ein Film über Lüge und Wahrheit. Über alternative Fakten. Über individuelles und kollektives Erinnern“, pries der ORF den Dokumentarfilm „Waldheims Walzer“ der Filmemacherin, Buchautorin und Aktivistin Ruth Beckermann an. Loben musste der ORF den Film selbstverständlich, denn der war „In Zusammenarbeit mit dem ORF aus Mitteln des Film/Fernseh-Abkommens hergestellt“. Diese Mittel stammen klarerweise von den ORF-Gebührenzahlern.

Mitten in der eineinhalbstündigen Dokumentation über die Waldheim-Wahl 1986 stellte Ruth Beckermann ganz nebenbei die entscheidende Frage: „Warum interessierte man sich gerade vor der Bundespräsidentenwahl für das Leben des Kurt Waldheim im Zweiten Weltkrieg?“

Die wirkliche Antwort darauf blieb aus. Das war 1986 ein Kampf um die Macht in Österreich zwischen Rot und Schwarz. Aber mit keinem Wort wurde in der langen Dokumentation erwähnt, welche Rolle die damals verzweifelt-wütend wahlkämpfende SPÖ als Motor und Informationsbeschaffer für den kleinen, aber weltweit einflussreichen Jüdischen Weltkongress spielte. Dass führende Köpfe in der SPÖ das ohne Rücksicht auf etwaige Folgen für Österreich getan haben, lag schon damals vor 34 Jahren auf der Hand.

Was in der Dokumentation nicht erwähnt wurde. Warum kam der Jüdische Weltkongress als Speerspitze in der Schlacht gegen Waldheim gerade im Jahr 1986 auf die Idee, sich mit der Vergangenheit des während des Zweiten Weltkrieges 20- bis 26-jährigen so intensiv zu befassen. Logischer wäre es für diese Organisation doch gewesen, das Leben Kurt Waldheims vor dessen Wahl zum UN-Generalsekretär zu durchleuchten. Aber damals interessierte das niemanden. Für die Initialzündung bedurfte es der intensiven Vorarbeit der SPÖ.

Objektivität war von der Dokumentationsproduzentin Ruth Beckermann nicht zu erwarten. Sie war schon während des Präsidentschafts-Wahlkampfes 1986 eine kampffreudige Aktivistin gegen Waldheims Wahl gewesen. Gemeinsam mit sechs anderen Aktivisten missbrauchte sie gemeinsam mit fünf anderen Aktivisten eine Pro-Waldheim-Pressekonferenz von Zeitzeugen für eine Plakataktion mit Hassparolen. Die Dokumentarfilmerin erinnerte sich stolz daran.

Bemerkenswert aus ORF-Sicht war auch eine Szene, in der führende Linke diskutierten, wie man Waldheims Wahl durch Diffamierung verhindern könnte. Einer der Wortführer, ein damaliger führender Mandatar der studentischen Kampftruppe „Trotzkistische Gruppe Revolutionärer Marxisten“, wurde in der Dokumentation in Bild und Ton gezeigt: Es war der spätere ORF-Kommentatorstar Raimund Löw.

Nie wurde erwähnt, dass Waldheim am Kriegsbeginn im Jahr 1938 gerade einmal 20 Jahre alt und ein kleiner Offizier war. Dargestellt wurde Waldheim eher so, als wäre er damals schon einer der bedeutendsten Nazi-Verbrecher gewesen.

Von Objektivität konnte keine Rede sein, zu einseitig war die Darstellung der Ereignisse. Vor allem aber fehlte es der Dokumentation an Substanz. Man hätte das Thema ohne Verlust in 20 Minuten abhandeln können. Erstaunlich, dass man mit einem dermaßen seichten Film offenbar Geld verdienen kann.

Dass diese Dokumentation mit einigen Preisen bedacht wurde, kann wohl nur daran liegen, dass die meisten Juroren dieser Branche begeisterte Linke sind und Filme lieben, in denen einseitig links berichtet und manipuliert wird. Hauptsache war in diesem Fall, die Österreicher als dumpfes Volk vieler Nazis zu präsentieren. Und es durfte auch nicht der deutliche Hinweis fehlen, dass Österreich nicht Hitlers erstes Opfer, sondern begeisterter Verbündeter war. Für einige Österreicher mag das stimmen, für die Mehrheit aber sicher nicht. Aber das herauszuarbeiten hat Frau Beckermann verabsäumt.

Am Ende der Dokumentation, nach Waldheims gewonnener Wahl, zeigte sich die ganze Bosheit des Films: Lange Zeit ins Bild gerückt wurde eine Raumpflegerin, die in der Hofburg vor dem festlichen Tisch mit der österreichischen Flagge zusammenkehrte, an den sich dann Waldheim für seine erste Fernsehansprache als demokratisch gewählter Bundespräsident setzte. Sagen ließ sie ihren offensichtlich Lieblingsfeind nichts mehr.

Ein Leckerbissen für alle, die nach wie vor die Mehrheit der Österreicher für verkappte Nazis halten. Aus diesem spannenden Thema nach dreieinhalb Jahrzehnten eine objektive Analyse zu machen, wurde nicht einmal im Ansatz versucht.