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ORF-Wien: Messerstiche in Hernals

Andere, So, 05.01.2020, 18:55 | Werner Reichel

Als ich als junger Radiojournalist mein Handwerk lernte, brachte man mir bei, dass eine gute Schlagzeile Aufmerksamkeit erregen, die Hörer für die Nachricht interessieren, den Kern der Meldung pointiert wiedergeben soll. Im Idealfall soll der Hörer gemäß dem AIDA-Modell seine Ohren spitzen und das Radiogerät lauter drehen, weil er nach einer guten Schlagzeile mehr erfahren will.

Das ist lange her, lange bevor die politische Korrektheit in den Redaktionen und den journalistischen Ausbildungsstätten Einzug gehalten hat. Das war zu einer Zeit, als Journalisten noch Informationen und nicht Meinungen und Haltungen verbreitet haben.

Heutzutage haben Schlagzeilen oftmals eine ganz andere, die gegenteilige Funktion. Sie sollen möglichst langweilig klingen, keinesfalls Aufmerksamkeit erregen, selbst spektakulärste und für die Zielgruppe relevante Ereignisse möglichst fad und uninteressant übertiteln, nicht den Kern einer Geschichte, sondern belanglose Nebenaspekte transportieren. Mit einem Ziel: Die Rezipienten sollen die dazugehörige Meldung überlesen bzw. überhören, die Nachricht soll sich „versenden“, sich möglichst wenig verbreiten.

Solche Schlagzeilen brauchen linke Volkserziehungsanstalten wie der ORF immer dann, wenn es um Ereignisse und Meldungen geht, die nicht ins sozialistische Weltbild passen, den Linken irgendwie schaden könnten, die aber nicht ganz totgeschwiegen werden können, über die man pro forma berichten muss.

Also wenn etwa rote oder grüne Politiker in Skandale verwickelt sind oder einer unserer orientalischen Willkommensschätze zum Messer greift. ORF-Wien liefert heute so eine Schlagzeile: „Messerstiche in Hernals und am Alsergrund“ Das klingt so aufregend wie „Bienenstiche in Simmering“ oder „Sonnenstich im Gänsehäufel“. So ein Geschreibsel lockt niemand hinter dem Ofen hervor. Soll es auch nicht. Weitergehen, da gibt es nichts zu sehen …

Man hätte auch schreiben können: „Schwerverletzter nach Messerstecherei unter Afghanen“, „23-jähriger Afghane sticht mehrfach mit Messer auf Landsmann ein“, „Streit um Handy: Afghane im Blutrausch“ oder „Kein Ende der Migranten-Gewalt in Wien: Erneut Schwerverletzter nach Messerattacke“. Alles Schlagzeilen, die mit Sicherheit mehr Klicks und Aufmerksamkeit generiert hätten als die lauen "Messerstiche in Hernals" …

Aber so hat man zumindest die journalistischen Minimalanforderungen erfüllt. Und sollte ausnahmsweise einmal ein Österreicher zustechen, dann darf der gemeine ORF-Redakteur endlich die Sau rauslassen und sich eine richtig knallige und sensationslüsterne Schlagzeile einfallen lassen. Aber das kommt halt leider so selten vor.