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oe1Andere, Sa, 16.03.2019, 17:35 | Niklas G. Salm

Die 15-Uhr-Nachrichten auf Ö1 sind sicher nicht die Hauptnachrichtensendung im Roten Kanal. Aber sie sind ein perfektes Beispiel für eine typische Nachrichtensendung im Oppositionsrundfunk. Die Top-Meldungen waren thematisch so gestaltet: Grüne wählen Spitzenkandidaten für EU-Wahl, grüner Spitzenkandidat kritisiert Regierung, NEOS kritisieren Regierung, Rechtsextremist in Neuseeland tötete auch Kinder. Fällt da vielleicht etwas auf? Außer dass die SPÖ sauer sein wird, weil sie nicht auch die Regierung kritisieren durfte?

Irgendwie scheint da der Fokus doch ein wenig links der Mitte zu liegen, oder täuscht das? Die Spitzenmeldung war jedenfalls ein Kongress der GrünInnen in Favoriten, bei dem Werner Kogler zum Spitzenkandidaten für die EU-Wahl gekürt wurde. Wie es sich für eine zünftige Linkspartei gehört, gab es keinen Gegenkandidaten und Kogler bekam über 98 Prozent der Stimmen. Immerhin waren es nicht 105 Prozent wie in Nordkorea.

Dann durfte Kogler in seinem gewohnt simplen Duktus über die Regierung herziehen, weil diese das Klima zu wenig schütze. Und er konnte sich als Beschützer Europas vor den bösen, bösen Rechten aufspielen. Gut ein Drittel der Nachrichtensendung ging also wieder einmal für eine Linksaußen-Splitterpartei drauf, die nicht einmal im Parlament sitzt.

Im Anschluss waren die NEOS dran, sich darüber zu ereifern, dass auf den Autobahnen Totalüberwachung betrieben würde. Es wurde der Eindruck erweckt, dass Millionen Autokennzeichen ungerechtfertigt gespeichert würden. Die Richtigstellung des Innenministeriums, dass nur dann gespeichert wird, wenn das Kennzeichen auch einen Treffer in der Kriminaldatenbank ergibt und alles andere sofort wieder gelöscht wird, war nur einen kurzen Satz am Ende der Meldung wert.

Schließlich wurde wieder das Moschee-Massaker in Neuseeland behandelt. Ein Rechtsextremer habe dabei auch Kinder und syrische Flüchtlinge getötet. Auffällig dabei ist, dass quasi sofort feststand, dass es sich bei dem Täter um einen Rechten handelt (obwohl er sich selbst in seinem Manifest als "Öko-Faschisten" bezeichnete – was auch immer das genau sein mag). Bei Allah-Tätern sträuben sich die Rotkanalisten hingegen immer so gut es geht, den Allah-Hintergrund zu benennen. Selbst wenn zig Augenzeugen von "Allahu Akbar"-Rufen berichten, redet man gerne um den heißen Brei herum oder bestreitet gar jeden Zusammenhang mit dem Islam und spricht lieber von "Einzelfällen" und psychischen Problemen. Nur bei Rechten geht die Suche nach dem Motiv offenbar immer etwas flotter.

Fazit: Man muss vielleicht eine kleine Kritik an dieser Sendung anbringen, weil die SPÖ nicht gegen die Regierung zu Wort kam und weil auch nicht das links-gesehen Logischste erwähnt wurde, nämlich dass Innenminister Kickl ganz sicher irgendwie (mit-)schuld an dem Massaker in Neuseeland sein muss, und die ganze FPÖ wegen ihrer Dauerhetze. Aber bis auf diese Kleinigkeiten war es wieder einmal eine gelungene Sendung auf gediegenem Niveau - danke dafür!