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oe1Andere, So, 02.09.2018, 13:12 | Werner Reichel

Okay, der Vormittag an diesem Sonntag ist tatsächlich eher arm an Nachrichten. Die meisten deutschen Medien laborieren noch immer am Nazi-Fieber. Schließlich wurde in Chemnitz am Abend zuvor weitgehend friedlich der von „Schutzsuchenden“ ermordeten Menschen gedacht und demonstriert. Mehr Nazi geht nicht. Gleich die ersten vier Geschichten auf spiegel.de beschäftigen sich mit Chemnitz und den ostdeutschen „Nazis“ bzw. was der gemeine Spiegelredakteur für einen solchen hält.

Darunter der schöne Artikel oder besser die Handreichung: „Wie man Nazis erkennt“. Darin wird Spiegellesern erklärt, was sie zu beachten haben, wenn sie an einer Demo teilnehmen wollen: „Es ist wie mit Hühnerbrühe: Nur ein paar Tropfen Blausäure, und schon ist die schöne Suppe völlig ruiniert.“ Der Spiegel, das selbsternannte „Sturmgeschütz der Demokratie“, will damit sagen: Wenn sie an einer Demo teilnehmen, wo auch nur ein Nazi (auch wenn es nur ein linker Provokateur sein sollte) anwesend ist, sind sie selbst einer. Soll heißen, meiden sie alle Proteste, Demos und Gedenkveranstaltungen, die nicht dezidiert von Linken oder Linksextremisten organisiert werden. Linkes Demokratieverständnis in Deutschland 2018.

Dieser Sonntagvormittag hat nachrichtentechnisch wenig zu bieten, zumal ja importierte Messerattacken auf die autochthone Bevölkerung (ohne nachfolgende Proteste) grundsätzlich für überregionale Mainstreammedien nicht berichtenswert sind. Weshalb auf der Startseite des Nachrichtensenders NTV diese spannende Geschichte zu finden ist: „Serbisches Team gewinnt Hodenkoch-WM“. Immer noch besser als die hysterische Wie-spüre-ich-einen-Nazi-auf-Geschichte, sprich jemanden, der politisch rechts von Claudia Roth und Heiko Maas steht.

Auch die Frankfurter Allgemeine und die Süddeutsche kämpfen an diesen Sonntagvormittag mutig gegen vermeintliche und tatsächliche Nazis. Die SZ will zudem Plastik besteuern lassen. Und was macht die letzte verbliebene Qualitätszeitung des deutschsprachigen Raums im Internet? Die Neue Zürcher Zeitung berichtet - selbstredend informativer, neutraler und weniger aufgeregt - über Chemnitz. Daneben die empfehlenswerte Geschichte: „Schweizerische Nationalbank hat 800.000.000.000 Franken aus dem Nichts geschaffen.“

Und der heimische Qualitätsgebührenfunk? Die erste Meldung in den 11:00-Uhr-Nachrichten auf Ö1: Die Liste Pilz kritisiert, dass der Gedenkdienst im Ausland unzureichend finanziert wird. Wer statt des Wehr- oder Zivildienstes seinen Dienst bei ausländischen Gedenkstätten wie dem Simon-Wiesenthal-Center in Los Angeles ableistet, bekommt knapp 12.000 Euro für diese zwölf Monate. Zu wenig findet die Pilz-Abgeordnete Alma Zadic. Wenn das keinen Aufmacher im ORF wert ist! Eine unbekannte und politisch unbedeutende Hinterbänklerin der kleinsten linkspopulistischen Oppositionspartei hat eine nicht gerade aufsehenerregende Forderung zu einem politischen Randthema und schafft es damit als Spitzemeldung in die ORF-Nachrichten zu kommen. Diese Vorteile genießen freilich nur die linken „Friends of ORF“. Gibt es da auch Kundenkarten?

Der NTV-Artikel über die Hodenkoch-WM war übrigens interessant.