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Ö1 Mittagsjournal

oe1Andere, Fr, 13.04.2018, 01:15 | Kurt Ceipek

Früher gab es im ORF noch Belangsendungen von politischen Parteien. Dort durften die Sprecher ihre eigenen Texte aufsagen bzw. ablesen, die klarerweise der Werbung für die eigene Partei zu dienen hatten. Das Problem war: Fast niemand hat zugehört, sondern die meisten Leute sind mit Beginn der Sendung ein Bier aus dem Kühlschrank holen oder auf’s Klo gegangen.

Mittlerweile hat man diese Belangsendungen modernisiert und tarnt sie als Interviews, beispielsweise in Journalsendungen. Das hat das Interview von Klaus Webhofer mit dem Gewerkschafter Walter Steidl wieder einmal deutlich gemacht. Für die vielen Leser, die nicht wissen wer Herr Steidl ist: Das ist der weitgehend unbekannte Spitzenkandidat der SPÖ für die Salzburger Landtagswahl.

Einleitend stellte Webhofer eine Frage zu Steidls Lieblingsfilm, um dann den SP-Kandidaten den Hörern als „Problemlöser“ zu präsentieren. Das war gekonnt gemacht. Die nächste Frage befasste sich mit der von der SPÖ verlorenen Nationalratswahl, wobei die Frage so formuliert war, dass Steidl sofort korrigieren konnte, dass die SPÖ nicht verloren hätte und seine Partei in Salzburg nach den bisherigen Landtagswahlen Rückenwind und Aufwind aus Niederösterreich, Tirol und Kärnten bekommen habe.

Dann gab der Interviewer dem roten aber dennoch farblosen Gesprächspartner noch die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass Christian Kern einen „hervorragenden Job“ macht und „die Bundesregierung tagtäglich Fehler macht und Politik macht gegen die Bevölkerung“.

Dass es ein Belangsendungs-Interview war, konnte man auch daran erkennen, dass der für seine scharfen Zwischenfragen bekannte Klaus Webhofer den SP-Politiker ungestört über die drohende Schließung der Unfallkrankenhäuser faseln ließ. Er erwähnte natürlich nicht, dass die zuständige Ministerin schon längst klargestellt hatte, dass von einer Schließung der Unfallkrankenhäuser keine Rede sein könne, sondern nur von einer Reform des undurchsichtigen AUVA-Verwaltungsapparates.

Man darf gespannt sein, ob Webhofer bei seinen nächsten Interviews von ÖVP- oder FPÖ-Politikern ähnlich zahnlos und freundlich agieren wird wie bei Steidl.