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Zeit im Bild

ORF2Andere, Mo, 22.01.2018, 21:17 | Andreas Unterberger

Um einem dringenden Bedürfnis der zahlenden Kunden zu entsprechen, ist ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz an diesem Abend binnen weniger Minuten gleich zweimal zu sehen. In Bild und Ton.

Um einem dringenden Bedürfnis nach Anti-Regierungspropaganda abzuhelfen, heißt es in den ZiB-Schlagzeilen ganz am Beginn zu den Deutschklassen-Plänen der Regierung: "Kritiker sehen darin eigene Ghettoklassen." Seltsam nur, dass dann in der Sendung selbst kein einziger Kritiker mehr mit diesem Kampfwort aus dem Antifa-Vokabular erwähnt worden ist. Wäre auch schwierig gewesen, einen zu finden, wenn man nicht auf die Rest-Atome der Grünen zurückgreifen will. Denn sowohl Neos wie auch SPÖ äußerten sich nämlich vorsichtig positiv zu den Deutschklassen (auch in der ZiB2 verwendet die Moderatorin ständig das Schlagwort, kann sich aber wieder einmal nur auf ungenannt bleibende "Experten" berufen, während die einzige interviewte Volksschuldirektorin sich sogar sehr positiv über die neuen Deutschklassen geäußert hat).

Um einem noch dringenderen Bedürfnis abzuhelfen, wird aus Anlass des 650. Jubiläums der Nationalbibliothek zum gefühlten tausendsten Mal der Heldenplatz voller Menschen und NS-Fahnen gezeigt. Das hat inhaltlich jedoch Null Bezug zur Bibliothek. Der gezeigte Heldenplatz ist auch geographisch ein ganz anderer Ort der Hofburg (Nachhilfe für ORF-Redakteure: Die Nationalbibliothek liegt am Josefsplatz). Aber das sind für einen strammen ORF-Linken lauter unwichtige Details, die nur Bildungsbürger interessieren können. Hauptsache, man kann wieder am eindimensionalen ORF-Geschichtsbild basteln: "Alle Österreicher waren Nazis, bis die heldenhafte Linke 1968 die Antifa ausrief" (Übrigens: Wohl noch nie hat der ORF den Heldenplatz gezeigt, wie dieser einige Jahre vor Hitler für den Standestaat-Kanzler Dollfuß mit mindestens ebenso viel jubelnden Menschen gefüllt war. Das hätte zwar auch nichts mit der Bibliothek zu tun, wäre aber eine verbotene Relativierung dieses Geschichsbildes gewesen).

Aber immerhin: Die zwei Wrabetz-Auftritte sind keine Fake News gewesen.