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"Mit Psychoanalyse gegen Fremdenangst"

Andere, Do, 30.11.2017, 09:00 | Werner Reichel

Es war gängige Praxis: Dissidenten hat man in der Sowjetunion und andern kommunistischen Diktaturen gerne in die Psychiatrie abgeschoben. Die sogenannte politische Psychiatrie wurde systematisch dazu missbraucht, Andersdenkende zu pathologisieren. Das hatte für die kommunistischen Machthaber und die Nomenklatura viele Vorteile:  Gegner des Regimes konnte man ohne Prozess und Diskussionen mundtot machen und beliebig lange isolieren.

Dieses Vorgehen schüchterte außerdem die Menschen massiv ein. Nur wenige wagten es, ihre Zweifel an den sozialistischen Dogmen, ihre Kritik an den Verhältnissen im Land öffentlich zu artikulieren. Poltische Gegner und Andersdenkende zu Geisteskranken zu erklären, war im real existierenden Sozialismus weit verbreitet. Auch im neosozialistischen Europa liebäugeln wieder viele aus dem politmedialen Machtkomplex mit dieser Praxis. Wer die linken Glaubenslehren, die heute im Multikulti-Genderismus-Ökultismus-Gewand daherkommen, in Frage stellt, wird per pseudowissenschaftlicher Ferndiagnose zum Phobiker erklärt. Je nach Bedarf ist derjenige xeno-, homo- oder islamophob, hat also irrationale, unbegründete Ängste. Sprich, wer die völlig aus dem Ruder gelaufene Migrationspolitik der EU oder Deutschlands kritisiert, ist geisteskrank oder hat zumindest ein psychisches Problem.  

Was die EU von Ceausescus Rumänien oder der Sowjetunion unterscheidet: In der Europäischen Union werden Dissidenten, sprich Geisteskranke, (noch) nicht eingewiesen. Tendenzen in diese Richtung gibt es allerdings. Man denke nur an den „Lunacek-Bericht“, ein vom Europaparlament angenommener Entschließungsantrag.

Die Pathologisierung des politischen Gegners geht immer Hand in Hand mit einem überheblichen Paternalismus. Man gibt vor, diese „irrationalen“ Ängste ernst zu nehmen, um im selben Moment dem widerständigen Bürger seine rationale Denkweise abzusprechen, ihn zu marginalisieren, ihn zu entmündigen und zum Kranken zu erklären, damit man ihn entsprechend „behandeln“ und heilen, sprich ihn auf Linie bringen kann.

Denn nur wer der unkontrollierten Massenzuwanderung aus dem Islamgürtel nach Europa freudig zustimmt und ihr völlig unkritisch gegenübersteht, ist geistig pumperlgsund. Diese Diagnose gilt selbstredend nur dort, wo die politisch korrekte Ideologe noch vorherrschend ist. Also im Wesentlichen in Westeuropa. Außerhalb dieser Blase sieht man das komplett anders. Bereits 60 Kilometer östlich der ORF-Redaktionen denken die Menschen völlig anders. Die Chinesen haben mit „Baizuo“ sogar ein eigenes Schimpfwort für europäische Gutmenschen. Aber noch geben in Österreich und insbesondere im ORF die Baizuos den Ton an, wie man am Artikel „Mit Psychoanalyse gegen Fremdenangst“ auf orf.science.at leicht erkennen kann.

Schon die Überschrift lässt keinerlei Spielraum offen: Wer Angst vor „Fremden“ hat, hat ein psychisches Problem, welches behandelt bzw. bekämpft werden muss. Nicht das Totalversagen der politisch korrekten Machthaber, welches man relativ einfach an den Kriminalstatistiken und den explodierenden Sozialausgaben ablesen kann, ist das Problem, sondern jene, die es kritisieren, haben bzw. sind eines. Für dieses politische Hütchenspiel braucht man nur eine aufgeblasene, pseudowissenschaftliche Fachsprache und ein biederes Publikum, das auf dieses postfaktische Geschwurbel reinfällt, weil auch ihr Wissen über Ökonomie, Geschichte oder Biologie längst von der politisch korrekten Ideologie entstellt und kontaminiert worden ist.

Ziel dieses Gaslighting-Manövers ist es, den Zweiflern und Kritikern einzureden, es gibt gar keine Fehlentwicklungen im Zusammenhang mit der Masseneinwanderung, deine Wahrnehmung und deine Geisteshaltung sind gestört, nur du selbst hast ein bzw. bist ein Problem: „Auf befremdliche Weise ist der Fremde in uns selbst: Er ist die verborgene Seite unserer Identität, der Raum, der unsere Bleibe zunichtemacht, die Zeit, in der das Einverständnis und die Sympathie zugrunde gehen.“

Der Multikultiapologet projiziert sein eigenes simples Weltbild auf den Andersdenkenden, er geht davon aus, dass dieser genau so simpel denkt wie er, nur eben diametral entgegengesetzt. So unterstellt man Menschen, die die unkontrollierten Masseneinwanderung in die europäischen Sozialsysteme kritisieren, ganz einfach Angst vor „dem“ Fremden. Das ist tatsächlich nicht mehr als eine Unterstellung, eine Projektion. Die meisten Menschen, die die aktuelle Einwanderungspolitik kritisieren, haben nämlich keineswegs Angst vor „dem Fremden“, sie haben auch keine Probleme mit geregelter Zuwanderung.  Mit der Unterstellung, diese Kritiker hätten Angst vor „dem Fremden“, will man nur vom größten Kollateralschaden der Open-Border-Politik ablenken, nämlich von der rasanten Islamisierung Europas mit all ihren weitreichenden Folgen.

Die meisten Menschen sehen diese Problematik differenziert. Im Gegensatz zu den paternalistischen Gutmenschen machen sie es sich nicht einfach und beziehen in ihre Überlegungen alle Aspekte und Folgen der unkontrollierten Massenzuwanderung mit ein: Ökonomie, Demographie, technischer Fortschritt, der innere Sicherheit, religiöse Konflikte etc.

Nur wer all das negiert, kann von „irrationalen“ Ängsten, von psychischen Problemen sprechen, der betreibt konsequenten Realitätsverweigerung, hat ein extrem simples Weltbild, eine politische Agenda oder ist einfach nur jemand, der stets mit dem Strom schwimmt. Der sollte alles Mögliche tun, nur nicht andere belehren oder bekehren.  Das Schlusswort hat Karl Kraus: „Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält.“