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Life Ball 2017

ORF1Andere, So, 11.06.2017, 01:36

 Peinlich, peinlicher, Eröffnung des Lifeballs 2017 – einige "Highlights":

Gery Keszler trug seine Rede mit viel Pathos vor, beschwor Einheit, warnte vor zuviel Härte in der Gesellschaft und fragte sich warum so viele Menschen immer wütender werden.

Naja, das hat wohl so einige Gründe, Herr Keszler...

Auch Bürgermeister Häupl durfte reden. Wie immer kam er mit einer Hand in der Hosentasche auf die Bühne. Warum glaubt dieser Mann eigentlich, dass das "cool" wirkt und warum sagt ihm niemand, dass das einfach nur schlechtes Benehmen ist? Er sollte doch wirklich mal bei Thomas Schäfer-Elmayer nachfragen!

Die üblichen Phrasen und dann ein Seitenhieb: "... gegen jene zwänglerischen Typen, die da überall herumrennen und sich letzten Endes auch versuchen, beim Lifeball einzukaufen..." Kryptische Worte?

Nicht so, wenn man die Gerüchte gehört hat, die es im Vorfeld gab und die man – so glaube ich – darauf beziehen kann: Es war in mehreren Medien zu lesen, dass heuer das Sponsoring von der ÖVP, genauer vom Ministerium von Sebastian Kurz, nicht mehr gewünscht war. Ob die SPÖ interveniert hat oder ob die Idee von Gery Keszler stammt, ließen die Zeitungen offen...

Egal, ich dachte ja immer, dass der Lifeball nur durch Sponsoring und Kooperationen existieren kann. Wieso sollte man sich da nicht "einkaufen" – das tun doch alle, oder?

Wenn das alles tatsächlich so stimmt, dann ist es schon verwunderlich, dass man Geld für kranke Menschen ausschlägt, nur weil... ja warum eigentlich...? Hier darf sich jeder denken was er möchte... Und vergessen wir nicht: Es ist ein Ball der Toleranz, der Weltoffenheit...

Dann trat doch glatt auch noch Kanzler Kern auf die Bühne – und man muss sagen, dass er diesmal seinen Auftritt ohne Hoppalas und Peinlichkeiten über die Bühne brachte. Dafür jedoch hatte die Regie den beiden Moderatoren (Verena Scheitz und Conchita Wurst) einige Peinlichkeiten ins Skript geschrieben: So mussten sich die beiden in devoter Anbiederung an Kern "ranschmeißen" – das anzusehen war sehr befremdlich und mehr als unangenehm. Nach seinem Abgang dann einige "Bonmots" des Moderatoren-Duos: "Er war so schön..., ein Traum ...er hat so gut gerochen..." Ähm, ja, damit wäre das auch geklärt.

Ein Wort zu Conchita: Sie war unterwegs auf den Spuren des berühmten Conférenciers aus "Cabaret". Was bei Joel Grey eine schauspielerische Glanzleistung war, die auch nach hundert mal sehen Gänsehaut zaubert, entgleiste bei C. W. zu einer hölzernen Persiflage, die man in jeder Schulaufführung überzeugender sehen kann.

Zum Fremdschämen: Als die Moderatoren ein Pärchen auf die Bühne baten, von denen einer dem anderen einen überraschenden Heiratsantrag machte. Zum Fremdschämen nicht deshalb, weil es zwei Männer waren, sondern weil so ein intimer Moment zwischen zwei Menschen stattfinden sollte und nicht ins grelle Scheinwerferlicht einer Bühne gezerrt werden sollte.

Und noch eine persönliche Überlegung:

Nachdem es so viel Terror in der Welt gibt und heuer sogar Sicherheitskontrollen beim Einlass stattfanden, sollte man meinen, dass das hier auf diesem "weltoffenen" Event doch zumindest eine kleine Erwähnung findet.

Nein, kein einziges Wort zu der größten Bedrohung unserer heutigen Zeit, dafür wird die Nazizeit thematisiert, was schon einige Fragen aufwirft. Die Lifeball Organisation sieht anscheinend andere Gefahren, als die Bevölkerung – und das ist schon etwas befremdlich...