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Die liebe Familie

ORF3Andere, Sa, 25.02.2017, 16:01

Man muss es schon gestehen, dem Zuseher wird hier durchaus viel Geduld abverlangt, Denn bei diesem 30 Jahre altem Stegreif-Fernsehspiel wird ziemlich viel dummes Zeug geplappert.

Doch wer durchhält, der hört, was man damals alles noch sagen durfte. Dem Zuseher wird klar, wie sehr das linke Meinungsdiktat in unsere Sprache eingegriffen hat. Es kam alles so schleichend, dass wir es kaum merkten. Doch es ist erschreckend!

Da taucht plötzlich ein "Fräulein" auf. Ach ja, schon lange nicht gehört, weil: Da erschienen plötzlich Emanzen auf der Bildfläche und machten uns diesen Begriff mies: Es gäbe ja auch kein Männlein und überhaupt ist das nur ein "Klein-machen" der Frau. Also ja nicht mehr verwenden, sonst ist man frauenfeindlich. Und wir haben diese blöden Aussagen geglaubt und schwupps war unser charmantes Fräulein verschwunden. Doch keiner, den ich kannte, hat dieses Wort ohne Respekt oder gar beleidigend verwendet. Wie konnten wir uns durch diese bescheuerten Argumente unser Fräulein wegnehmen lassen????

Szenenwechsel: In einem Gespräch beziehen sich die Protagonisten auf ein damals scheinbar aktuelles Thema: Da wurde wohl in den Raum gestellt, dass Frauen, die ihren Männern ihre Schuhe putzen, sich gedemütigt fühlen müssen. Ach, war das schön, mit welchem Selbstbewusstsein und Selbstverständnis sich die beiden Frauen über diese linke Bevormundung lustig machten: "Ich habe heute dem Franz die Schuhe geputzt", lachte da eine, "und warte jetzt, bis ich mich gedemütigt fühle." Damals handelten auch die Schauspieler noch mit gesundem Menschenverstand und hörten einfach auf ihr Bauchgefühl.

Erneuter Szenenwechsel: Erstaunlich, was man damals schon über Statistiken wusste und auch laut sagte: "Mit Statistik lässt sich alles beweisen, auch das Gegenteil von dem, was man gerade bewiesen hat." Wow, und nach 30 Jahren glauben wir noch immer Kriminalstatistiken, Umfragewerten etc.

Und noch etwas war damals den Protagonisten sonnenklar; und sie trauten es sich auch zu sagen: "Da hört man immer die Regierung verdoppelt die Spenden. Ich frage mich nur: Mit welchem Geld ... Das ist ja auch wieder unser Geld ...!" Würde sich das heute noch ein Staatskünstler zu sagen trauen?

Auch neuartige Theaterinszenierungen werden angesprochen. Da heißt es doch glatt: "Wie sagte Nestroy? Ich schreibe, damit die Menschen Vergnügen haben. Aber heute ist das ja verpönt ..." Ja, Theater darf halt nicht mehr unterhaltend sein, es muss eine "Message" haben, muss provozieren ... Davon kann sich jeder ehemalige Theaterbesucher alljährlich bei der Nestroy-Gala überzeugen. Wenn da Ausschnitte aus Theaterinszenierungen gezeigt werden, fragt man sich schon, was das alles mit "Vergnügen" zu tun hat... Irgendwie ein Paradoxon, dass dieser österreichische Preis gerade "Nestroy-Preis" heißt...

"Die liebe Familie" ermöglicht uns einen sehr aufschlussreichen Blick in die Vergangenheit, der allerdings sehr traurig macht. Aber wir können daraus auch lernen und vorsichtiger sein, wenn demnächst wieder jemand kommt und uns irgendwelche Ausdrücke verbieten möchte.

Vielleicht erlebt ja auch unser charmantes und einzigartiges "Fräulein" eine Renaissance....