ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Sendungskritik Melden

Bitte um ein Stichwort, warum diese Kritik als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden


Slowenien, Slowakei, alles eins

Andere, Fr, 26.08.2016, 23:42 | Andreas Unterberger

Kreative Erfindungen im Online-ORF. Da wird behauptet: "Kern wird bei dem Mittagessen am Samstag neben Merkel seine Kollegen Boiko Borissow aus Bulgarien, Robert Fico aus der Slowakei und Tihomir Oreskovic aus Kroatien treffen." Ist nur leider falsch: An dem Treffen wird nicht Robert Fico, der Premier der Slowakei, sondern jener aus Slowenien teilnehmen. Die Falschmeldung Slowakei kommt in dem Text sogar gleich mehrfach vor, sodass auch ein Vertippen auszuschließen ist.

Der Unterschied zwischen Slowenien und Slowakei ist aber im ehemaligen Bildungssender wurscht. Nicht einmal zwei Nachbarländer Österreichs kann man dort noch auseinanderhalten, wenn beide mit den gleichen drei Buchstaben anfangen. Hinter der linkskorrekten Fassade blitzt da unbeabsichtigt wohl auch chauvinistische Überheblichkeit durch.

Den ORF-Leuten fällt nicht einmal auf, dass sie gleich daneben die Meldung platziert haben, dass Fico schon am Tag davor Merkel getroffen hat, und zwar in Warschau, und nicht in Berlin.

Aber vielleicht will der mehr als SPÖ-nahe Sender ja auch die sich dahinter verbergende Peinlichkeit für Österreich und Kern verbergen, dass dieser nur in der allerunwichtigsten Gruppe der EU-Länder von Merkel empfangen wird. Zusammen mit Bulgarien, Slowenien und Kroatien eingestuft zu werden, das rückt Österreich in der politischen Einstufung Deutschlands ganz demonstrativ auf den Balkan. Dieses abwertende Signal kann kein Zufall sein.

Noch dazu, dass diese vier Länder in Berlin antreten müssen, während Merkel für die anderen Treffen mit EU-Staaten und die heiklen Brexit-Beratungen selber ins Ausland gereist ist. Beides zusammen sind in der diplomatischen Sprache klare - wenn auch nicht offen ausgesprochene - Signale der Nicht-Wertschätzung.

Dabei wäre für Österreich die Teilnahme an zwei anderen Merkel-Beratungsgruppen von Nachbarländern viel interessanter gewesen. Aber beim Treffen mit Italien hatten wir keine Chance, weil Italiens Renzi als Möchtegerngroßmacht sich nur auf der gleichen Ebene mit Frankreich und Deutschland zeigen will, nicht aber neben dem Nobody aus Wien. Und bei den vier mitteleuropäischen Ländern Tschechien, Ungarn, Slowakei und Polen (drei davon unmittelbare Nachbarn!) will man Kern erst recht nicht dabei haben, seit er Ungarns Premier beleidigt hat und sich nicht dafür entschuldigen will. Dabei wäre eine Kooperation mit diesen Vier für Österreich außenpolitisch hochinteressant. Aber dazu darf man sich halt nicht so benehmen wie Kern und davor Faymann.

Die Außenpolitik ist ein Gebiet, wo man viel lernen müsste. Was man halt bei der Eisenbahn nicht gelernt hat.

Im ORF wird man über all das natürlich nichts hören oder sehen. Dort wird mit Garantie die Nicht-Wertschätzung für Kern und Österreich nicht thematisiert werden. Da schreibt man dann halt lieber (wenn auch wahrscheinlich nur in einem unterbewussten Kompensationsprozess), dass die relativ wichtigere Slowakei statt dem kleinen Slowenien Kern-Gesprächspartner sei.