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Wie man lügt, ohne zu lügen

Andere, Mo, 15.08.2016, 23:46 | Kurt Ceipek

Manche für Gutmenschen unangenehme Dinge kann nicht einmal der ORF verschweigen. Verschleiern kann er sie allerdings schon. Ein aktuelles Beispiel gefällig? „Vergewaltigung in einer Wiener Wohnung: Neun Festnahmen“, lautete die Überschrift in einem Medium. Präziser war der Sachverhalt in einem anderen Medium zu lesen. Dort lautete der Titel: „Massenvergewaltigung in Wien: Neun Iraker in Haft“.

Der geneigte ORF-Watch-Leser darf nun raten, welche Schlagzeile ORF.at seinen Lesern aufgetischt hat und welche von einer Wiener Tageszeitung formuliert wurde. ORF-Kenner wissen das natürlich.

Dazu kommt, dass auf der ORF.at-Einstiegsseite von Irakern oder Asylwerbern nicht die Rede (oder Schreibe) war. In der vierzeiligen ORF-Kurzmeldung heißt es nur (wörtlich): „Nach einer Vergewaltigung einer 28-jährigen Frau zu Silvester in einer Wohnung in Wien-Leopoldstadt hat die Polizei nun neun Tatverdächtige ausgeforscht. Sie wurden festgenommen. Die Staatsanwaltschaft beantragte Untersuchungshaft.“

Wer es genauer wissen will darf weiterklicken. Bekanntlich klickt nur ein Bruchteil der Leser von Internetseiten in die nächste Ebene, weil man sich ja möglichst schnell einen Überblick über aktuelle Ereignisse verschaffen will.

Die ORF.at-Meldung ist natürlich nicht gelogen. Aber ist gezieltes Verschweigen nicht auch eine Lüge? Und als ORF-Kenner weiß man, dass derartige Formulierungen nicht zufällig entstehen, sondern sehr sorgfältig formuliert werden.

Erst wenn der ORF.at-Leser in die nächste Ebene weiterklickt und dort auch bis zum Ende liest bekommt er im vorletzten Absatz einen Hinweis darauf, dass es sich bei den Tätern „um Männer von 21 bis 47 Jahren, allesamt irakische Staatsbürger“ gehandelt habe. Die Vergewaltiger waren Asylwerber beziehungsweise anerkannte Flüchtlinge.

Aber immerhin hat man die Herkunft der Täter, die viele heimische Medienkonsumenten vermutlich am meisten interessiert, nicht ganz verschwiegen, sondern nur versteckt. Auch hat der Autor des ORF.at-Textes nicht hinzugefügt, dass diese Gräueltat nichts mit der Einwanderungsflut zu tun hat und auch nichts mit dem „wahren Islam“. Nicht einmal ein Hinweis darauf, dass die Täter gewiss traumatisiert sind, ist zu lesen.

Da soll noch einer lästern, dass der ORF keine sachliche und seriöse Berichterstattung bietet.