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Kern unter bösem Verdacht

Andere, Do, 07.07.2016, 18:35 | Andreas Unterberger

Die ÖBB und Christan Kern stehen unter schwerem Verdacht gravierender internationaler Kartellrechtsverstöße. Aber in orf.at findet man nichts dazu. Dort berichtet man lieber die weltbewegende Tatsache, dass eine Ikea-Tochter von Luxemburg in die Schweiz übersiedelt. Der immer dichter werdenden Verdacht gegen die ÖBB, unter der Oberleitung von Christian Kern gleich in mehrere Kartell-Delikte verwickelt gewesen zu sein, wird hingegen unterdrückt.

Zu diesem Thema hat nicht nur die EU schon mehrere Hausdurchsuchungen in den ÖBB gemacht. Nach einem Bericht des "Standard" versuchen die ÖBB jetzt auch schon verzweifelt, Kronzeugenstatus zu erreichen. Das würde zwar die Strafe mildern, ist aber gleichzeitig de facto ein volles Schuldeingeständnis. In einem anderen Land hätte das jetzt schon eine Staatskrise ausgelöst. In Österreich aber kann man das ignorieren...

Jedoch (nachträgliche Ergänzung): Respekt vor der ZiB (um 19,30 Uhr). Sie hat auf die in orf-watch am Vortag geübte Kritik ganz offensichtlich reagiert. Sie hat nicht nur nochmals und ausführlicher über die ÖBB-Affäre berichtet, sondern sogar unter Namensnennung, dass Kern (sowie sein Nachfolger) nicht zu einer Stellungnahme bereit ist. Hut ab.

Freilich: Soweit dass man auch die "Standard"-Meldung mit dem de-facto-Schuldeingeständnis durch das Angebot einer Kronzeugenregelung berichten würde, geht man in der ZiB nicht. Das wäre doch zuviel eines unabhängigen Journalismus, nachdem man sich ja in etwa vorstellen kann, welche Überwindung es der Mannschaft gekostet hat, Kern in Zusammenhang mit einer Rechtsverletzung zu nennen. Statt dessen bringt man in Ton und Schrift ein skurriles ÖBB-Dementi, das ja durch das Kronzeugen-Angebot längst völlig überholt sein dürfte.