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Wahl 16

ORF2Andere, Do, 19.05.2016, 23:04 | Werner Grotte

Was beim umstrittenen ATV-Duell ohne Moderation vielen zu viel war, passierte beim „letzten Duell“ auf ORF 2 am Donnerstag Abend eher zu wenig: Die beiden Kontrahenten präsentierten sich weitgehend emotionslos, sehr überlegt und getragen von gegenseitigem Respekt. Wenn Konfrontation entstand, dann zwischen Ingrid Thurnher und Norbert Hofer, der sich von manchen Fragen der Moderatorin provoziert, überstrapaziert oder nicht verstanden fühlte. Tatsächlich war das Nachbohren zu einer potentiellen „Regierungsauflösung“ bei fortgesetztem Versagen dieser durch einen Bundespräsidenten Hofer entbehrlich, weil schon hundertfach in allen Facetten und Medien beantwortet.

Umgekehrt wurde Alexander Van der Bellen von Thurnher eher mit Samthandschuhen angefasst, seine mehrfach klar dokumentierten früheren Forderungen nach „Auflösung der Bundesheeres“ oder eines „Europäischen Zentralstaates“ zu Lasten der Eigenständigkeit Österreichs nicht wirklich hinterfragt und Van der Bellens Wischi-Waschi-Aussagen dazu – „ich bin halt ein alter 68er und habe das damals anders gemeint“- einfach hingenommen.

Wirklich emotional wurde es bei einer „ORF-Recherche“ zu Hofers Schilderung nach einem Erlebnis bei einer Israel-Reise 2014 am Tempelberg in Jerusalem, bei der eine potentiell bewaffnete Frau in Sichtweite Hofers erschossen wurde. Der ORF spielte ein Interview mit einem israelischen Polizeisprecher ein, der ein solches Ereignis kategorisch ausschloss.

Bei der „Analyse“ nach der Sendung ergab sich allerdings, dass tatsächlich eine Frau in Hofers Nähe (an der Klagemauer) nicht er- sondern angeschossen wurde. Es wäre schön gewesen, wenn der ORF halb-recherchierte Fakten bei einer solch finalen Konfrontation nicht eingespielt hätte, denn wenn ein österreichischer Politiker wie Norbert Hofer bei einem Israel-Besuch Zeuge einer Schießerei wurde, sollte man ihm das eigentlich glauben. Kein ernst zu nehmender Politiker würde so etwas erfinden.

Obwohl der emotionale Pegel sonst eher zurückhaltend war, stellte vor allem Hofer seine Standpunkte sehr überlegt und eindeutig klar: Er wolle in erster Linie ein Präsident für die Österreicher, also für hiesige Staatsbürger, sein. Als Grundvoraussetzung dafür erachte er in erster Linie die Beherrschung der deutschen Sprache. Provokationen Thurnhers, dass ja auch Anna Netrebko einen österreichischen Pass besitze, ohne einen deutschen Satz formulieren zu können, konterte Hofer unaufgeregt mit der üblichen Praxis, dass Menschen, die aufgrund ihrer Leistungen Österreich beträchtlichen Nutzen bringen, durchaus auch ohne Deutschkenntnisse eingebürgert werden können.

Van der Bellen wiederum will sich für alle in Österreich lebenden Menschen zuständig fühlen – was ihm angesichts von rund 500.000 Arbeitslosen, -zigtausenden (mehr oder weniger) auf den Arbeitsmarkt drängenden Asylanten und einer in den vergangenen Monaten enorm gestiegenen Ausländer-Kriminalität nicht unbedingt Sympathien bei den Österreichern bringen dürfte – und die sind es schließlich, die wählen dürfen. Und sollen.

Unerwartet still blieb es im „letzten Duell“ um die fragwürdigen Unterstützungs-Initiativen für Van der Bellen, etwa von der linken Schauspielerin Katharina Stemberger, die erst am Montag öffentlich zu „nicht sehr kriminellen“ Wahlkampfmethoden aufgerufen hatte. Oder von der vor allem via Facebook starken Protektion eines Wiener Rotlicht-Kapos, der in seinen Laufhäusern keine „blauen“ Mitarbeiterinnen einstellen würde. Auch die vielfachen politischen Anti-Hofer-Agitationen grüner Jugendverbände an Schulen, etwa in Oberösterreich, blieben unangesprochen. Ganz zu schweigen von der ebenfalls am Donnerstag stattgefundenen, ursprünglichen „Anti-Hofer-Demo“ am Heldenplatz, die nach herber Kritik pro forma in „Für Van der Bellen“-Demo umbenannt wurde und selbst den Wettergott vergrämte. Es kamen nur wenige hundert Teilnehmer.

Die zivilisierte Endrunde im ORF konzentrierte sich also weitgehend unaufgeregt auf die von Verarmung bedrohte und unentschlossene Mittelschicht-Wählerschaft. Und bei der kann wohl Hofer mit seiner klaren Stellungnahme für die Österreicher, für die lokale Wirtschaft und einen starken Grenzschutz eher punkten als der Multi-Kulturelle Van der Bellen. Der gab sich zwar moderat, aber seine vielfach weit linke, wenn nicht kommunistisch-anarchistische Klientel machen genau dieser Mittelschicht eher Angst. Auch wenn es der ORF ganz offensichtlich nicht so wollte – Hofer ließ sich nicht provozieren, blieb bei seiner Linie und erwies sich einmal mehr als verlässlicher Kandidat für jene, die sich einen maximal aktiven Bundespräsidenten wünschen.