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„Wiener drohte Ex-Frau umzubringen“

Online, Di, 01.03.2016, 01:24 | Kurt Ceipek

„Wiener drohte Ex-Frau umzubringen“, titelte ORF.at in einer Chronik-Meldung. Der gelernte ORF.at-Leser denkt reflexartig: Das muss wirklich ein Wiener sein, weil bei etwaigen Ausländern schreibt ORF.at zur Schonung der schwachen Nerven seiner potenziell fremdenfeindlichen Leser üblicherweise „Mann drohte Ex-Frau umzubringen“.

Eine Meldungsebene weiter, im Vorspanntext auf der wien.ORF.at-Seite heißt es dann wörtlich: „Ein 40-Jähriger Wiener hat am Sonntagabend seine Ex-Frau und den gemeinsamen Sohn mit dem Umbringen bedroht. Er hinterließ unter anderem einen Zettel mit der Drohung an der Wohnungstür der 39-Jährigen.“

Wer sich der kleinen Mühe unterzieht, nun auch noch auf die dritte Meldungsebene oesterreich.orf.at weiterzuklicken landet bei <http://wien.orf.at/news/stories/2760409/> und stösst im zweiten Absatz der Meldung plötzlich auf den Satz, dass die Frau der Polizei den Ex-Mann als kokainabhängigen gewalttätigen Trinker beschrieben habe. Und dann steht da (wieder wörtlich aus der Meldung zitiert): „Deshalb hatte die Frau auch bereits eine Einstweilige Verfügung gegen den Türken erwirkt.“

Der 40-jährige gewalttätige Wiener ist also ein Türke.

Aber nur die wenigsten Leser stoßen bis zur dritten Ebene vor. Die Meldung „Wiener drohte Ex-Frau umzubringen“ ist schon beim Leser gelandet.

Um die berufliche Zukunft des Autors dieser Meldung muss man sich jetzt vermutlich Sorgen machen, denn als erfahrener ORF.at-Schreiber hätte er das Wort „Türke“ nicht verwenden dürfen. Und schon gar nicht den Satz schreiben: „Der gemeinsame Sohn stand der Mutter bei der Polizei bei und fungierte auch als Dolmetscher.“

Es ist ja wirklich schlimm, wie es in manchen Wiener Familien zugeht.