ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Sendungskritik Melden

Bitte um ein Stichwort, warum diese Kritik als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden


Wahl 15

ORF2, So, 11.10.2015, 19:25 | Kurt Ceipek

Um 16:45 Uhr beginnt die Übertragung über die Wien-Wahl. Dann wird mehr als eine Stunde lang substanzlos gefaselt. Es gibt noch nichts, worüber man sinnvoll sprechen könnte.

Um 17:00 Uhr gibt es keine Hochrechnung sondern nur ein Umfrageergebnis, das sich nicht wesentlich von den Ergebnissen älterer Umfragen unterscheidet. SPÖ ganz knapp vor der FPÖ. Hochrechnungen kann es erst später geben, weil alle Wahllokale erst um 17:00 Uhr geschlossen haben.

Auffallend sind die Krawattenfarben. Der ORF, der monatelang mehr oder minder ungeniert Wahlkampf für Rot-Grün betrieben hat, gibt sich diesbezüglich neutral. Alle ORF-Moderatoren haben graue Krawatten, die wirklich gräulich aussehen. Ausnahme ist der ORF-Vertreter im SPÖ-Zelt. Der trägt Rot. Auch der rote Landesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler hat natürlich eine rote Krawatte, der Blaue trägt blau, der Grün-Sprecher hat keine Krawatte aber ein grünes Leiberl.

Um 17:30 Uhr wird die alte Wahlumfrage als neu verkauft. Sie unterscheidet sich aber nicht von jener um 17:00 Uhr. Dann folgt wieder sinnfreies und langweiliges Gerede.

Um 18:00 gibt es endlich die erste Hochrechnung, über die sich die Häupl-Partei am meisten freut, weil sie nur fünf Prozent verloren hat und nicht zehn Prozent, wie man offenbar befürchtet hatte. Die Wahlumfrage hatte wesentlich trister ausgesehen. Die SPÖ also Wahlsieger, weil sie noch immer vorne liegt. Sie sieht sich als Sieger im Duell Häupl gegen Strache. Wer vorne liegt, ist Sieger, der andere ist tot. Würde sich zumindest die SP wünschen.

Erst um 18:08 kann wirklich analysiert werden. Peter Filzmaier bezeichnet die weniger als 40 Prozent als „nicht so schlechtes“ Ergebnis. In der FPÖ ist die Enttäuschung trotz des deutlichen Stimmenzuwachses spürbar, weil man nicht näher an die SPÖ herangekommen ist. Die Laune der ORF-Berichtererstatterin in der FP-Zentrale ist sichtbar gestiegen.

Die NEOS sehen sich als die wirklichen Wahlsieger, aber das interessiert offensichtlich keinen.

Um 18:17 Uhr wird erstmals nach der Hochrechnung in die grüne Parteizentrale geschaltet. Der grüne Parteisprecher David Ellensohn liest aus dem Verlust von einem Prozent für seine Partei einen Wählerauftrag ab. Und alle befragten Grünen betonen, wieder „Verantwortung übernehmen zu wollen“. Gemeint ist damit lediglich, dass man weiter an den Futtertrögen der Stadt Wien mitnaschen will.

18:20 Uhr: ÖVP-Wien-Sekretär Alfred Hoch hofft, mithilfe der Wahlkarten doch noch ein Wahlergebnis von mehr als zehn Prozent zu erreichen.

18:26 Uhr: SP-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid gratuliert Michael Häupl zum deutlichen Wählervotum. Damit dürfte er nicht den Verlust von fünf Prozent meinen, sondern den Vorsprung von Häupl gegenüber Strache.

Um 18:28 gibt es die nächste Hochrechnung. Sie unterscheidet sich nicht wesentlich von der ersten und der zweiten Hochrechnung.

Um 18:30 versammelt ORF-Wien-Chefredakteur Paul Tesarek die Spitzenkandidaten der in den Gemeinderat einziehenden Parteien um sich. Die Überraschung dabei: HC Strache trägt keine blaue Krawatte. Häupl sieht das Wahlergebnis mit Demut, Strache ist sichtlich enttäuscht, dass der Abstand der Freiheitlichen zur SPÖ noch immer fast zehn Prozent ausmacht, mimt aber Freude über das gute Ergebnis.

Paul Tesarek erzählt bei der Befragung von VP-Chef, dass seine 83-jährige Mutter den bescheidenen Politiker Manfred Juracka besonders sympathisch empfinde. Das hat der VP nicht wesentlich geholfen. Tesarek bemüht sich vergeblich, seine besondere Sympathie für Bürgermeister Häupl zu verbergen. Während die Grünen das Wahlergebnis als Auftrag betrachten, genau so weiter zu machen wie bisher, ist Häupl eine Spur selbstkritischer. Er sieht einen Bedarf an SPÖ-Reform.

Um 18:45 kommt wieder Maria Vassilakou zu Wort. Egal was man sie fragt: Sie gibt immer die gleichen Antworten. Die Stimmenrückgänge für SP und Grüne seien ein klarer Wählerauftrag. Dass sie bei einem Rückgang der Grünen zurücktreten wollte hat sie offenbar vergessen.

Irgend etwas Neues hat die Diskussion der Spitzenkandidaten nicht gebracht. War auch nicht zu erwarten.

Um 18:53 Uhr ist die quälend langweilige erste Wahlsendung zu Ende. Aber nur für eine fünfminütige Pause, denn ab 19:00 Uhr geht es mit der nächsten Hochrechnung weiter und in der ZiB ab 19:30 Uhr sowieso.