ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Sendungskritik Melden

Bitte um ein Stichwort, warum diese Kritik als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden


Da capo: Im Gespräch

oe1, Sa, 26.09.2015, 19:46 | Kurt Ceipek

Der nächste Bundespräsidentschaftswahlkampf ist eröffnet. Diese Erkenntnis musste jeden Ö1-Hörer beschleichen, der ein knapp einstündigs Interview der Sendereihe „Da capo – Im Gespräch“ mit Alexander van der Bellen zu hören bekam. Interviewerin Renata Schmidtkunz präsentierte den Wirtschaftsprofessor der Universität Wien und langjährigen Führer der Grünen Partei als edlen, weitblickenden, humorvollen, charismatischen, weisen und politisch unfehlbaren Superhelden.

Zu hören war das gleich zweimal: Am Donnerstag den 24. September 2015 um 21:00 Uhr und am Freitag den 25. September um 16:00 Uhr. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass diese Plauderei und Lobhudelei – als Interview im journalistischen Sinn konnte man es nicht bezeichnen – im Fall einer Kandidatur Van der Bellens für die Bundespräsidentschaft noch öfter zu hören sein wird.

Ein ORF-Watch-Leser ätzte treffend, das Gespräch sei von einer „schnurrenden und gurrenden ORF-Dame“ geführt worden. Renata Schmidtkunz stellte nicht nur Fragen wie auf einem Silbertablett, sie gab gelegentlich auch die Antworten selbst, wenn es darum ging, Van der Bellen über den Grünen Klee zu loben.

Wie sehr sie den Politiker bewunderte und anhimmelte konnte und wollte die ORF-Dame nicht verbergen. Zeitweise konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dem Alt-Politiker dieses dick aufgetragene und völlig unkritische Interview selbst schon ein wenig peinlich war.

Schon der lange Einstieg in das Gespräch war sonderbar, denn da wurde die Familiengeschichte der Van der Bellens ab dem Jahr 1768 aufgerollt. Dann waren schöne Sätze zu hören wie: Er – Van der Bellen – habe „Vernunft in die Politik gebracht und nicht Schlagworte“. Der Alt-Grüne widersprach und meinte, es habe auch andere vernunftbegabte Politiker gegeben. Konkret nannte er die Ex-Finanzminister Hannes Androsch und Ferdinand Lacina.

Ausgiebig wurde auch ein neues autobiographisches Buch Van der Bellens mit dem Titel "Die Kunst der Freiheit in Zeiten zunehmender Unfreiheit" angepriesen, in dem der einst als „der rote Van der Bellen“ bezeichnete Politiker sich selbst als einen „Liberalen“ bezeichnet.

Auch das wäre ein brauchbare Basis für den Präsidentschaftswahlkampf. Es wäre fast ein Wunder, wenn Van der Bellen dem Drängen der Grünen, doch zu kandidieren, nicht nachgeben würde. Die uneingeschränkte Unterstützung des ORF ist ihm sicher.