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ZIB

ORF2, Di, 14.07.2015, 23:01 | Werner Grotte

Dass manche Journalisten oft schlechte oder gar keine Manieren mehr an den Tag legen, wissen zumindest alle, die schon einmal den Wiener Opernball besucht haben. Immerhin gilt es dort aber zumindest, eine bestimmte Kleiderordnung einzuhalten, sonst wird man gar nicht erst eingelassen.

Bei Ansicht der heutigen ZiB um 17.00 wünschte sich so mancher Seher eine solche Kleiderordnung bzw. deren Überwachung wohl auch für Pressekonferenzen der Bundesregierung. Konkret handelte es sich um den Bericht vom Ministerrat anlässlich der jüngsten Griechenland-Entscheidungen. Beim Eintreffen des Bundeskanzlers, seines Stellvertreters und des Finanzministers sah man in der Riege der Reporter doch tatsächlich einen jungen, kurzhaarigen Mann mit halbnacktem Oberkörper sitzen und Notizen auf seinen Waschzettel schreiben. Dies fiel umso mehr auf, als die zahlreichen anderen Kollegen bis hin zu Kameraleuten und Fotografen Sakkos oder zumindest ein weißes Hemd anhatten. Immerhin war es auch nicht besonders heiß.

So wie Pünktlichkeit gilt gutes Benehmen als Zeichen von Wertschätzung und Respekt für das Gegenüber. Entsprechend haben in so ziemlich jedem seriösen Redaktionsbetrieb die Innenpolitik-Mitarbeiter ein Sakko samt Krawatte immer griffbereit im Büro hängen – falls etwas „ausbricht“. Es ist kaum vorstellbar, welche Redaktion es toleriert, dass einer ihrer Mitarbeiter mit zwei überbreiten Hosenträgern als einziger Oberkörperbedeckung im Bundeskanzleramt erscheint. Es wirft auch kein besonders gutes Licht auf Faymanns Pressechefin, die so etwas schon im Vorfeld kontrollieren lassen müsste.

Unter Bundeskanzler Bruno Kreisky hätte der junge Mann wenig Chancen gehabt. Sofern er in einer solchen Aufmachung überhaupt in dessen Nähe gekommen wäre, hätte Kreisky ihn in seinem typischen Tonfall garantiert gemaßregelt: „Lernen’s ihnen einmal anziehen, Herr Redakteur!“.