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Tatort

ORF2, Di, 07.07.2015, 15:44 | Werner Grotte

Man kann vielleicht dem ORF nicht direkt Schuld an der Dramaturgie des jüngsten „Tatort“ vom Sonntag Abend geben (obwohl er an der Produktion maßgeblich beteiligt ist). Aber es wird halt in fast allen Filmen, die das Drogenproblem, das Schwarzafrikaner in den letzten 20 Jahren über Europa gebracht haben, immer in irgendeiner Weise die moralische Keule gezogen. Sei es, dass wir Europäer generell am Elend des schwarzen Kontinents quasi eine „Erbschuld“ hätten, oder es erscheint noch in letzter Minute ein böser Weißer, der eine arme nigerianische Drogenhändlerin zu Tode prügelt und somit einen nachhaltigen Eindruck hinterläßt.

Im Tatort wurde sogar die Erdöl-Keule gezogen. Dabei ist bekannt, dass zwar böse westliche Konzerne gerne nigerianisches Erdöl kaufen, aber die korrupte Regierung des westafrikanischen 100-Millionen-Einwohner-Staates sich keinen Deut darum schert, wie viel Öl entlang der Pipelines das Ackerland armer nigerianischer Bauern vergiftet, und die Einnahmen daraus lieber selbst einsackt.

In der Realität würde es auch kein Polizeibudget (nicht einmal das schweizerische) erlauben, wie im Film hochqualifizierte Mordermittler wegen eines Todesfalls unter asylwerbenden Drogenhändlern bis nach Italien zu schicken, nur um zu klären, ob das Mordopfer mit einer weiteren Akteurin im Drogenkarussell verwandt ist oder nicht.

Es würden auch ebendiese hochqualifizierten Mordermittler sich keine emotionalen Ausrutscher erlauben, so wie es die Schweizer Tatort-Ermittler bis hin zum physischen und psychischen Zusammenbruch spielen durften, nur weil die armen Asylwerber soo arm sind. Die Ermittler sind an ganz andere Realitäten gewohnt.

Wenigstens eine Sozialromantik, die von rot-grüner Seite her gerne propagiert wird, fehlte im Tatort – wohl aufgrund massiv gegenläufiger Erkenntnisse der echten Ermittler: Nicht die bösen Weißen, sondern die viel bösere Nigerianer-Mafia steht hinter dem ganzen Drogengeschäft, das all das Unheil heraufbeschwor. Sache der Politik wäre es, endlich darauf zu reagieren.