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Europa auf Crashkurs

ORF2, Mo, 16.03.2015, 01:03 | Elisabeth Hennefeld

Der ORF übertrifft sich heute mal wieder selbst. Die „Dokumentation“ Europa auf Crashkurs versetzt uns ins Jahr 2060, basierend auf rein subjektiven Zukunftsannahmen auf 50 Jahre entfernt, womit dieses Machwerk besser bei Star Trek aufgehoben wäre als im Genre „Dokumentation“. Egal. Die Macher dieses Films haben einen eindeutige weltanschauliche Schlagseite, die beiden staatlichen Fernsehanstalten, die den Film produziert haben, haben diese auch (arte sehr offensichtlich, die BBC weniger, aber auch).

Der Befund, warum Europa vor die Hunde geht, ist damit sehr eindeutig und wenig überraschend: die bösen Konservativen sind es! Der Anfang vom Ende ist der Austritt von Großbritannien aus der EU. UKIP und Nigel Farage, diese widerlichen Nationalisten und Rassisten, haben unserem wunderbaren Europa das Genick gebrochen. Das letzte Mal, als Europa noch mit einer Stimme sprach, die letzte Sternstunde des Kontinents vor dem unweigerlichen Zerfall, war, als Conchita Wurst den Song Contest gewann.

Aber dann haben diese biederen Kleingeister die Macht an sich gerissen, die sich darüber aufregen, dass bemitleidenswerte Ausländer Sozialhilfe beziehen und nicht arbeiten. Vielleicht ist das tatsächlich ein Puzzleteilchen davon, warum wir uns nicht unbedingt auf dem aufsteigenden Ast fühlen. Vielleicht ist das Problem aber fehlgeleitete, wenn auch gut gemeinte Sozialpolitik. Oder der Ausländer findet keine Arbeit, weil hohe Steuern und Unmengen von Regulierungen es unattraktiv machen, neue Leute einzustellen.

Vielleicht regen sich Mr. Farage und seine Anhänger im Kern wirklich darüber auf und nicht über den individuellen Ausländer. Vielleicht ärgern sie sich über eine bestimmte Einstellung auf, die sie besonderes prominent mit der Bürokratie der EU verbinden, die Einstellung, dass alle Probleme der Welt mit einer Verordnung gelöst werden kann. Dass es die Aufgabe, das Recht und die Pflicht der Verwaltung und Gesetzgebung ist, sich in jeden winzigen Lebensbereich einmischen zu müssen. Vielleicht wählen so viele Leute sogenannte „EU-kritische“ Parteien nicht, weil sie ewig gestrige Reaktionäre sind und auch nicht, weil sie die gesellschaftspolitisch sehr linksliberalen Ansichten der Filmemacher unter Umständen nicht teilen. Vielleicht stoßen sich freie mündige Bürger daran, von einem machtverliebten unpersönlichen Beamtenapparat auf Schritt und Tritt geschulmeistert zu werden. Vielleicht ist es dieses Überschreiten einer Grenze, was ein Staat machen kann und machen soll, der Europa eine weniger rosige Zukunft beschert.