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IM ZENTRUM

ORF2, Mo, 02.02.2015, 01:55 | Elisabeth Hennefeld

Der ORF erfreut uns „im Zentrum“ auch diesen Sonntag wieder mit einer ausgewogenen Debatte zum Thema Integration, weil sich letzte Woche einige SPÖ-Politiker gegen die Parteilinie dazu geäußert haben. Der eventuelle Image-Schaden muss nun mit großem medialem Getöse im parteinahen Staatsfernsehen gerade gerückt werden.

Integration ist ein weites Feld. Eigentlich geht es um Bildung, denn Bildung ist schließlich der Schüssel zu allem und man muss sich nicht mit komplizierten wirtschaftlichen Zusammenhängen, Erwerbsquoten oder historischen Beispielen herumschlagen. Und diese Einschränkung erklärt viel besser die Zusammensetzung der Runde im Studio:

Auf der Anklagebank Hans Niessl, Landeshauptmann vom Burgenland, im Wahlkampf, einer der sündigen SPÖ-Proponenten. Daneben der obligate Quoten-Rechte, ein Landesrat von der FPÖ. Die Staatsanwaltschaft ist vertreten durch eine Bildungsforscherin, eine Pädagogik-Professorin, die Juso-Vorsitzende und eine Vertreterin der Grünen.

Mit diesen Gästen ist im Prinzip von vornherein klar, in welche Richtung die ganze Diskussion geht: Kindergarten, Schule und Unis, um emotionale Teilhabe und interkulturelle Dialogbereitschaft. Aus einer eher akademischen Perspektive versteht sich, denn tatsächlich betroffene Lehrer oder Eltern sind nicht eingeladen. Aber die Bildungsforscherin hat schon alle Rezepte parat (sie sind nahezu eins zu eins im SPÖ-Parteiprogramm nachzulesen), Kindergarten und Ganztags-Gesamtschule für alle. Natürlich geht es nur darum, dass Kinder mit Migrationshintergrund möglichst viel Zeit in einem deutschsprachigen Umfeld verbringen. Rein zufällig deckt sich das herrlich mit den Erziehungsvisionen von sehr weit links und geht meilenweit an den Wünschen der Eltern dieses Landes vorbei.

Irgendwie schaffen es die Herrn von SPÖ und FPÖ dann doch, die Frage aufzuwerfen, was tun, wenn sich so mancher partout nicht integrieren will, hier und heute, und nicht an einem unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft, wenn alle Kinder 16 Stunden am Tag von 1 bis 21 in staatlichen Bildungseinrichtungen geparkt sind.

Im Dialog, erklärt uns die Pädagogik-Professorin, alles geht nur im Dialog, was immer das auch heißen mag. Und mit mehr staatlichen Fördermitteln für interkulturelle Pädagogik. Strafen, wie sie die beiden Herrn fordern, sind – pädagogisch gesehen – ganz falsch, da sind sich alle Damen einig, denn sie treiben die Migranten nur noch weiter in die Isolation und schaffen nicht das richtige Klima, in dem sich alle geschätzt und willkommen fühlen. Wir sind hier zwar in einem Rechtsstaat und nicht in einem Sesselkreis für Zwölfjährige, aber gut. Fazit des Abends: Herr Niessl hat seine öffentliche Läuterungsstunde abgesessen, 60 Minuten Sendezeit für die prominente Platzierung des SPÖ-Integrationskonzeptes in einem Wahljahr, die Juso-Chefin war auch dabei, alles in allem ein gelungener Abend.