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Die Detektive

ORF1, Do, 04.12.2014, 18:41 | Werner Grotte

Seit zwei Wochen beglückt uns ORF1 mit der neuen Hauptabend-Serie „Die Detektive“, die jeweils am Mittwoch in zwei Doppelfolgen á 45 Minuten ausgestrahlt wird. Leider fehlen den mit viel Vorschuss-Lorbeer angekündigten Geschichten rund um ein ungleiches Wiener Halbbrüderpaar (Johannes Zirner, Serkan Kaya), das vom Vater (Wolfgang Böck) eine marode Detektei erbt, ein bisschen der Biss. Einerseits wirken die Rahmenhandlungen allzu sehr konstruiert, um nicht zu sagen an den Haaren herbeigezogen. Andererseits fehlt – trotz Produktion in Wien und Umgebung – der berühmte Wiener Schmäh weitgehend. Kein Wunder, sprechen doch die beiden Hauptdarsteller und auch die meisten anderen Darsteller Hochdeutsch. Da werden aus Buben schnell Jungen und ähnliches. Genau die Mischung aus Überzeichnung, Schmäh und Lokalkolorit waren aber die Erfolgsrezepte für Mundl, Kottan, Kaisermühlenblues oder den derzeit jeden Dienstag ebenfalls auf ORF1 laufenden „Copstories“.

So ging es gestern in der ersten Folge um ein Neugeborenes, das eine Unbekannte dem etwas schmuddeligen Bruder Ronnie (Kaya) vor sein ebenfalls ein wenig schmuddeliges (und natürlich mit einem Peace-Zeichen versehenes) Wohnmobil gelegt hat. Die Suche nach der potentiellen Mutter gestaltet sich als schwierig, da Ronnie in der Zeit rund neun Monate zuvor mit mindestens sechs Frauen intim war. Diese werden der Reihe nach aufgesucht, haben aber alle den Ronnie noch immer furchtbar gern (oder sind selbst gerade schwanger). So versorgen die beiden „Väter“ das Kindlein patschert aber gewissenhaft und werden zwischenzeitlich sogar für ein schwules Pärchen gehalten. Letztlich entpuppt sich die 16-jährige Tochter eines Bekannten als Mutter, die das zuhause heimlich zur Welt gebrachte Kind einfach nicht haben wollte und es deshalb Ronnie vor die Tür gelegt hat. Da der Vater des Babies auch noch in die Schule geht, wird das Kind schließlich einer Pflegefamilie überantwortet. Aus der Geschichte hätte man etwas machen können, aber wie gesagt – irgendwie fehlt der Biss und der (richtige) Schmäh.

In der zweiten Folge wurde es dann übernatürlich: Die Bewohner eines großen, alten Hauses, die von Wien in die grüne Provinz geflohen sind, behaupten, dass es bei ihnen spukt. Bilder verrücken oder fallen ganz herunter, Luster schwingen beim Essen, Katzen schreien in der Nacht am Fenster, die Eiskastentür öffnet sich von selbst, seltsame Geräusche stören den Schlaf. Zudem korrespondiert die etwa zehnjährige Tochter des Hauses mit einem Geist namens Edi, der zeitweise auch böse zu ihr ist. Nachforschungen der zur Klärung dieser Vorgänge engagierten Detektive in der Stadtchronik ergeben, dass es im und um das alte Haus im zweiten Weltkrieg ein Lager der HJ (Hitlerjugend) gegeben hatte, in dem kurz vor Kriegsende 1945 einer der Burschen spurlos verschwand. Sein Name war – erraten – Edi. Als die Tochter nächtens im Garten zu graben beginnt, findet man auf einem alten Plan an dieser Stelle einen längst verschütteten Brunnen. Mit Hilfe eines Baggers findet man tatsächlich ein Skelett. Edi hat seine Ruhe, weil er endlich in ein ordentliches Grab kommt, und verabschiedet sich winkend. Der Sohn des Hauses gesteht, dass er bei manchen Geistereien – etwa dem offenen Kühlschrank samt verschütteter Milch – etwas nachgeholfen hat. Er mag nämlich nicht am Land wohnen.

Irgendwie fühlt man sich bei den Detektiven auch ein wenig wie bei „Schnell ermittelt“, denn mehrere der Schnell-Darsteller spielen auch hier mit, etwa Franitschek (Wolf Bachofner), Maja (Katharina Straßer) oder Schnell’s geschiedener Mann und Pathologe Stefan (Andreas Lust). Diese drei und Lukas Resetarits als Kantinen-Faktotum bringen auch noch am ehesten guten Wiener Schmäh in die sonst allzu sterile Partie. Schade, denn die vom ORF produzierte, von MR-Film realisierte und von diversen heimischen Fonds gesponserte Serie hätte richtig gut werden können. So wirkt sie eher wie ein Stück aus dem Kinderprogramm, das gerne erwachsen werden mag.