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WELTjournal +

ORF2, Mi, 08.10.2014, 23:23 | Werner Grotte

Im Gegensatz zu „90 Jahre Radio“ feierte der ORF ein rundes Jubiläum zu recht: 30 Jahre Auslandsmagazin. Im Weltjournal sowie im darauf folgenden Weltjournal+ sahen wir alte und jüngere Helden wie Hans Benedict, den legendären Macher des „Auslandsreport“ in den 1980er-Jahren. Kollegen wie Alfred Payrleitner beschrieben ihn als „jenen seltenen Typus Mensch, der gerne unter Panzern schlief und die für solch extreme Berichterstattung, vor allem aus Kriegsgebieten, geboren waren“. Benedict berichtete vielfach aus besonders brisanten Situationen, etwa in Nahost, war aber auch als Moderator und Ressortleiter eine Kapazität.

Zu Wort kam auch die ebenfalls schon legendäre Antonia Rados, die seit Jahrzehnten für diverse Sender weltweit von allen Krisenherden, meist hautnah, berichtet. Besonders ergreifend waren die Bilder aus dem Jugoslawien-Krieg ab 1992, wo sich Journalisten wie Claudia Neuhauser oder Friedrich Ortner nicht nur mit unmittelbar neben dem Hotelzimmer einschlagenden Granaten sondern auch mit Massenvergewaltigungen und deren Folgen auseinanderzusetzen hatte.

Im Weltjournal+ ging es um die tödlichen Gefahren, denen sich Berichterstatter, egal ob Journalisten, Kameraleute oder Techniker, in Kriegsgebieten zunehmend aussetzen – nämlich als Entführungsopfer. Für Gruppen wie IS gelten sie mittlerweile quasi als Geldquelle, für die regelmäßig hohe Lösegelder gezahlt werden. Oder die man medienwirksam öffentlich enthauptet und damit haufenweise neue Sympathisanten aus der Moslem-Extremistenszene gewinnt.

Viele sind auch - wie in Russland - den Mächtigen oder - wie in Mexiko - den Drogenkartellen ein Dorn im Auge und werden entweder liquidiert oder zum Krüppel gemacht, ohne dass ihnen die lokalen Behörden in irgendeiner Weise zur Seite stehen. Oft bleibt nur die Flucht ins Ausland. Kritische Umweltberichterstattung - etwa über den illegalen Giftmüllexport nach Afrika - kann ähnliche Folgen haben.

Claudia Neuhauser klagte - ganz aktuell - aber auch darüber, dass für aufwendige Auslandsreportagen zu solchen Themen immer weniger Geld zur Verfügung stehe. Bei den vielen Sendungen, in denen schamlos "Produktpräsentationen" stattfinden, und der zusätzlich gebotenen Werbeflut ist das kaum glaubhaft. Oder finanzieren die Österreicher mit Steuern und GIS-Gebühren in erster Linie einen Verwaltungs-Wasserkopf?

PS: Allein 2013 wurden in Ausübung ihres Dienstes weltweit 77 Journalisten im Einsatz getötet, 87 entführt und 187 inhaftiert. Heuer kommen ein paar Enthauptete dazu.