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Die Steintaler - von wegen Homo sapiens

ORF1, Mi, 17.09.2014, 14:19 | Werner Grotte

Irgendwie ist es kein Wunder, dass die am Dienstagabend neu präsentierte deutsche Serie „Die Steintaler“ drei Jahre lang im ORF-Archiv geschlummert ist. Zu inkompatibel sind die Zutaten dieser eigenartigen Mischung. Da treffen vagabundierende „Waldmenschen“ aus der Neandertalerzeit auf sesshafte „Dorfmenschen“, die Häuser bauen – allerdings bei einem ihrer bisherigen Halteplätze an einem Weiher. Der Konflikt ist vorprogrammiert. Soweit wäre die Geschichte ja noch ausbaufähig und glaubhaft.

Aber schon die Gesichter der Akteure lassen trotz prominenter Besetzung mit Mimen wie Gregor Bloeb, Cornelius Obonya, Ulli Maier, Angelika Niedetzky oder Maya Henselek zu wünschen übrig. Da sieht man keine einzige Zahnlücke, lauter perfekte Jacket-Kronen im Mund. Da sind bei den Neandertalerinnen die Wimpern perfekt gezupft, die Nägel manikürt und die Lippen kein wenig rissig. Und wirklich grindig schauen alle miteinander nicht aus.

Auch die Schmähs passen nicht ganz zum evolutionären Kontext. Hatten Neandertaler tatsächlich schon Hirn genug, um über Glaubens-, Existenz- und Beziehungsfragen zu philosophieren? Für eine echte Persiflage, in der dies möglich erscheint, ist die Überzeichnung aber wiederum zu dünn. Die Dialoge könnten in dieser Form auch in seichten Soaps wie „King of Queens“ stattfinden. Wenigstens die künstlichen Lacher im Hintergrund fehlen.

Erinnert man sich an Monty Pythons legendäre Historienfilme wie „Jabberwocky“, „Leben des Brian“ oder „Ritter der Kokosnuss“, dann weiß man, was den „Steintalern“ fehlt: Esprit, Wortwitz und hintergründiger Humor. Natürlich kann keiner verlangen (warum eigentlich nicht?), dass österreichisch/deutsche Schauspieler, Autoren, Regisseure und Drehbuchschreiber an das Genie der legendären Briten heranreichen. Aber ein bissl wenigstens wäre schön.

Schade um die aufwendige Requisite, die trotz vieler Details nur gekünstelt wirkt. So wie die Dialoge. Der ständig „unterschwelig“ eingearbeitete Emanzen-Aktionismus, bei dem Männer für die Drecksarbeiten eingeteilt werden, wirkt ab dem dritten Mal nur noch peinlich. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Keine Historie, keine Satire, bestenfalls mittelmäßiger Slapstick mit Dschungelcamp-Flair. Von wegen Homo sapiens.

Übrigens: Ab 30. September soll es neue Folgen der ORF-Milieu-Krimiserie „Cop Stories“ geben. Abgesehen vom wenig wienerischen Namen eine gute Option. Bitte mehr davon.