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Formel 1 Großer Preis von Belgien 2014

ORF1, Mo, 25.08.2014, 01:22 |

Der Große Preis von Belgien in Spa war ein Glücksfall für den ORF: Der Australier Daniel Ricciardio gewann den 50. Grand-Prix für das österreichische Red-Bull-Team. Ein Sieg der für dieses Team eigentlich unerwartet kam. Alles sprach anfangs für das Mercedes-Team das die Pole-Position und den zweiten Startaufstellungsplatz hatte.

Durch zuviel Rivalität im Mercedes-Team und Pech hatte dieses Team in Belgien das Nachsehen.

Für den ORF-Fernsehzuseher gab es am Sonntag Nachmittag eine spannende Fernsehübertragung - durchaus spannender als Fußball oder andere Sportarten:

Viele Überholmanöver mit etlichen Touchierungen. Viele Boxenstopps, viele Führungswechsel, Ausfall des Favoriten Lewis Hamilton usw. Bis zur Zielflagge war es für die Zuseher spannend ob Ricciardio die Führung halten wird können.

Dem ORF gelang eine Fernsehübertragung der Spitzenklasse:  Ernst Hausleitner kommentierte gemeinsam mit Alexander Wurz sehr fachkundig und für den Zuseher angenehm den Grand-Prix, sowie die Vor-Berichterstattung. Ein Formel 1 Fernsehzuseher bekommt heute beste Fernsehbilder aus dutzenden Kameras. Nicht nur jedes Formel-1-Auto hat eine Kamera auch sonst gibt es jede Menge Blickwinkel auf den Grand-Prix.

Bei der Siegerehrung hörte man die österreichische Bundeshymne für das österreichische Team Red Bull.

Die Formel 1 dürfte die richtigen Entscheidungen getroffen haben:

Die Piloten stehen nicht mehr mit einem Bein im Grab und haben heute beste Chancen ein hohes Alter zu erreichen.

Das Reglement wurde andauernd weiter entwickelt: Die Reifen halten nur für kurze Zeit und müssen während eines Rennens gewechselt werden. Die Fahrer brauchen eine eigene Reifen-Strategie. 

Es gibt viele Führungswechsel und die Rennen sind interessanter und abwechslungsreicher als früher.

Mit Beginn der Saison 2014 gab es drastische Regeländerungen: Kleinere Motoren, Limitierung des Treibstoffverbrauchs, Ein elektronisches Energierückgewinnungssystem also ein Hybrid-System. Jeder Pilot darf nur eine begrenzte Anzahl von neuen Motoren pro Saison verbrauchen. D.h. Piloten müssen manchmal auch mit gebrauchten Motoren an den Start gehen.  

Alle Versuche Autorennen zu vermiesen sind gescheitert: Menschen werden sich immer mit Autos vergleichen, genauso wie es immer den Laufsport, den Tennissport, Schwimmsport oder Skisport geben wird.

Die Formel 1 ist heute nicht mehr als die ungesündeste Sportart zu bezeichnen. Niki Lauda, Gerhard Berger oder Alexander Wurz zum Beispiel sind fitte, aufgeweckte Zeitgenossen die auch nicht mehr Operationen hinter sich haben als Skifahrer oder Fußballprofis.

Das Thema 'Doping' ist in der Formel 1 bisher undenkbar: Ein unter Einfluss von Dopingmitteln stehender Rennfahrer der mit 300 Km/h über die Strecke fährt ist wohl für die Fahrer sowie für die Teams etwas Undenkbares. Das Unfallrisiko wäre ungeheuer groß.

Durch den legendären Jochen Rindt der in den 1960er-Jahren den Autorennsport und die Formel 1 in Österreich populär machte und 1970 posthum Formel-1-Weltmeister wurde, wurde in unserem Land ein Grundstein für diesen Sport gelegt, der Folgen hatte: 

Niki Lauda, Helmut Marko, Helmut Koinigg, Jo Gartner, Gerhard Berger, Karl Wendlinger, Alexander Wurz waren alle österreichische Nacheiferer und Nachfolger der Ikone Jochen Rindt.

Der Österrich-Ring in der Steiermark war neben der Person Jochen Rindt ein weiterer Grund warum in unserem Land ein starkes Fundament in dieser Sportart entstand. Viele Mitbürger verbinden schöne Jugenderinnerungen mit dem Österreichring.

Heute gibt es mehrere Österreicher die im Formel 1 Business erfolgreich hinter den Kulissen tätig sind: als Manager & Funktionäre: Niki Lauda, Toto Wolff, Helmut Marko, Monisha Kaltenborn, Rennstallbesitzer Didi Mateschitz.

Das Formel 1 Business ist sehr geldintensiv und gibt weltweit Interesse sowohl bei Fernsehanstalten als auch bei Austragungsländern, ebenso wie bei Sponsoren.

2014 gibt es nicht nur in Malaysia, Bahrein, China, Australien, Ungarn, Österreich Deutschland usw. einen Grand Prix, sondern auch in Russland (Sotschi), USA, Kanada, Brasilien und Japan. In früheren Jahren gab es u.a. auch in Indien, Südafrika, Türkei und Südkorea Grand Prix'.

Europa brilliert nach wie vor in der Formel 1: Europäische Teams, Ingeniere, Manager und Geldgeber dominieren und haben das Sagen sowie auch den Erfolg in der F1. Der alte Kontinent Europa - von vielen krank gejammert - dominiert und beherrscht das Formel 1 Business - obwohl natürlich immer wieder Australier, Brasilianer usw. groß auftrumpfen - Europa ist unzweifelhaft der Mittelpunkt der F1.

Ob Autorennen den Charakter von Heranwachsenden beeinträchtigt und zum Schnellfahren verleitet? Da muss ich darauf hinweisen, dass das Reglement in der F1 sehr streng ist und jede Regelüberschreitung streng geahndet wird. Niemand kann heute durch "Schummeln" ein F1-Rennen gewinnen. Zu schnelles Fahren in der Boxenstraße wird genau so geahndet wie das Stehenbleiben bei der Aufwärmrunde wie es Fernando Alonso in Spa passierte: Er kassierte 5 Strafsekunden dafür. 

Was aber bei heranwachsenden jungen Menschen ins Gewicht fällt ist die Technik-Affinität die bei der Formel 1 ganz automatisch mit im Spiel ist: Da geht es um das Interesse an der Auto- und Motorentechnik, an der Elektronik usw. Wenn das Interesse an Technik bei den Jungen geweckt wird - so ist das ja nur etwas Gutes.

Sicherlich wird die eine oder andere Berufs- oder Bildungsentscheidung in Richtung Technik, Elektronik oder Fahrzeug- oder Maschinenbau von der Begeisterung die in Formel 1 geweckt wurde beeinflusst.

Die Grand-Prix-Welt aus der Sicht der aktuellen Politik und Gesellschaftsentwicklung betrachtet ist ein wenig gegen den Mainstream gebürstet:

- Es ist eine Männderdomäne - wo Männer die Hauptrolle spielen dürfen (noch immer) man sieht bei einer F1-Fernsehübertragung hauptsächlich Männer - als Fahrer, als Mechaniker, Ingeniere, Manager, Zuseher.

- Männer sind in der F1 noch Männer und Frauen noch Frauen. Zwischenwesen wie etwa eine Conchita Wurst sind in der Formel 1 bisher nicht aufgefallen.

- Es dreht sich alles um das Auto - von welcher Firma ist das Chassis bzw. der Motor, Ist der Motor von Mercedes oder Renault oder Ferrari? Welche Konstrukteure und welche Ingeniere ziehen bei den diversen Teams die Fäden. Das Auto das in der Politik oftmals als das Böse schlechthin angesehen wird - rückt in der F1 total in den Mittelpunkt und erreicht einen enormen Werbewert. Das Automobil wird durch die F1 populär gemacht

- Es ist eine kapitalistische Welt - es geht ungehemmt ums Geld: Die Fahrer, die Ingeniere, die Mechaniker etc. arbeiten Tag und Nacht hart, kassieren aber Spitzengagen. Es gilt das kapitalistische Leistunsprinzip: Derjenige der am härtesten und besten arbeitet, am kreativsten ist wird den Erfolg haben, der sich in der Menge des verdienten Geldes bemessen lässt.

- Dementsprechend findet man in der F1 Erfolgsmenschen die ihre Fähigkeiten auf die Spitze getrieben haben: Geniale Ingeniere, Konstrukteure und Aerodynamiker wie z.B. Christian Horner und Adrian Adrian Newey (beide aus GB & beide für Red Bull tätig) gingen in die Formel 1 und blieben dabei. 

Bei aller Veränderung & Abwechslung ist die Formel 1 aber auch ein traditioneller Betrieb: Seit Jahrzehnten gibt es die Traditionsmarken: Ferrari, McLaren, Mercedes, Lotus, Williams, die immer gleichen Funktionäre: Bernie Ecclestone, Ron Dennis, Frank Williams, Niki Lauda und etliche andere Altgediente. So als ob die Zeit nicht verginge.

Der ORF überträgt seit Jahrzehnten die Formel 1 Rennen, die derzeit, 2014, interessanter und sehenswerter sind als früher.

Österreicher sein, den Sonntag-Nachmittag genießen und dabei die Formel 1 im Fernsehen geboten zu bekommen - ohne Unterbrecherwerbung - das passt zusammen, das hat Tradition.