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Mittagsjournal

oe1, Do, 12.06.2014, 16:31 | Werner Grotte

Fast zum Lachen: Der ORF stellt den neu eröffneten griechischen Staatssender wegen allzu großer Regierungsnähe an den Pranger. Der vor einem Jahr zugesperrte Sender ERT ging nach größerer inhaltlicher und personeller Umgestaltung unter dem Namen NERIT vor einem Monat wieder auf Sendung. Grund für die Sperre waren laut griechischer Regierung „Verschwendung und Günstlingswirtschaft“. Genau das werfen Kritiker dem neuen NERIT nun umgekehrt vor – und bekommen auf Ö1 dafür jede Menge Sendezeit.

So durfte ein griechischer Filmemacher, der eine Doku über die Sendersperre und ihre Folgen gedreht hat, Sätze sagen wie „In einer Krise ist die Demokratie das erste Opfer, das zweite ist dann die Information“. Die öffentlich-rechtliche Information sei „ein demokratisches Gut, leider gibt es aber in ganz Europa Versuche, die öffentlich–rechtlichen Sender einzuschränken“. Auch die ehemalige Belegschaft kommt zu Wort. Die meisten Ex-ERT-Mitarbeiter hätten im neuen Sender keine Beschäftigung mehr gefunden und seien heute arbeitslos. Versuche, im Internet weiter zu senden, hatten nur mäßig Erfolg.

In der Schluss-Sequenz erfuhr man dann, dass die Betreiber mit NERIT einen Sender nach Zuschnitt der BBC schaffen wollen, unabhängig und seriös. Laut ORF „schuldet der neue Rundfunk diesen Beweis bislang aber noch. Kritiker bemängeln, der Staatsfunk heute sei gegängelter als jemals zuvor“.

 Abgesehen von der einseitigen Berichterstattung, in der die Intentionen der Senderbetreiber gerade einmal in einem kurzen Satz dargestellt werden, hören sich oben genannte Kritikpunkte ausgerechnet im gar nicht staatsnahen ORF an wie eine Persiflage auf sich selbst. Begriffe wie Freunderl- und Parteibuchwirtschaft oder Verschwendung sind ja im Zusammenhang mit dem ORF noch nie genannt worden – oder?