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Andreas Lindner (ORF 2 Fr, 01.03.2024, 19:08)
Salzburg Heute

Am 10. März finden in Salzburg Bürgermeister und Gemeinderatswahlen statt. Zu diesem Anlass lädt der ORF Salzburg die Kandidaten der Parteien zum Interview, zuletzt war Kay-Michael Dankl von der KPÖ plus an der Reihe.

Das Interview, nennen wir es treffender herzliches Gespräch, führte ein gewisser Andreas Heyer, Redakteur im ORF-Salzburg.

Das gesamte Gespräch war von einer derart servilen, unterwürfigen, gefälligen Art, wie es das nordkoreanische Staatsfernsehen nicht besser zu Stande gebracht hätte.

Wer dies für eine Übertreibung hält, kann es sich bis zum Donnerstag noch in der ORF TV-Thek ansehen und selbst davon überzeugen.

Das Setting, themenbedingt Schloss Mirabell, Sitz des Salzburger Bürgermeisters und Gemeinderats - ein überaus freundlich gestimmter Andreas Heyer eröffnet mit einem (harmlosen) Churchill Zitat ("Zuerst prägt der Mensch den Raum...").

Sitzt man im Jahr 2024 einem Kommunisten gegenüber, böte sich ein anderes, ebenfalls Churchill zugeschriebenes Zitan an: „Wer mit 20 Jahren kein Kommunist ist, hat kein Herz. Wer mit 30 Jahren noch Kommunist ist, hat keinen Verstand!“

Aber daß das vom ORF-Mann deutlich zu viel an kritischem Geist gegenüber einem Vertreter einer totalitären Gesinnung abverlangt wäre, das zeigt sich im weiteren Verlauf der gebührengeldfinanzierten Tuschelei mit dem Kommunisten.

Denn schon die zweite ORF-Frage, gestellt mit überzeichneter ironischer Miene und Unterton, zeigt es deutlich: Die ORF-Agenda, das Framing, zielt darauf ab, einen freundlichen, harmlosen jungen Politiker zu porträtieren und ist von kritischem (Nach-)fragen so weit entfernt, wie eine Ricarda Lang vom Idealgewicht.

"Wen würden Sie denn enteignen und wie würden sie das machen."

Um, wenig später selbst(!) festzustellen, er habe das Wahlprogramm gelesen "Enteigung habe ich darin nicht gefunden" - sehr brav apportiert, kann man dazu nur sagen.

Dankl selbst antwortet auf die Frage, äußerst freundlich und gewandt, es brauche sich Niemand zu fürchten, um gleich nachzuschieben, "die einzigen die sich vielleicht fürchten müssen sind Spekulanten und Investoren...."

Das es Investoren sind, die die Marktwirtschaft und damit unseren Wohlstand überhaupt erst ermöglichen und wohin das Enteignen von Investoren seiner Meinung nach führen würde, daß wäre freilich eine angebrachte Nachfrage an den freundlichen Herrn Dankl gewesen, aber das ist offenbar deutlich zu viel verlangt, von einem überaus freundlichen ORF-Redakteur, wenn dieser einen Kommunisten als Gegenüber sitzen hat.

Und wenn Herr Heyer das kommunistische Wahlprogramm wirklich und kritisch gelesen hätte, wären ihm sehr wohl wiederholte Passagen z.B. von der 'Sozialisierung der Gewinne' etc. aufgefallen, was nichts anderes als eine Enteigung bedeutet. Liegt es am fehlenden Vermögen, sinnerfassend zu lesen, oder liegt es daran, daß das linke Auge vollkommen blind ist?

An anderer Stelle führt der Kommunist aus, dass es zur Demokratie dazugehöre, dass die Menschen einmal etwas anderes wählen.Heyer vom ORF hätte an dieser Stelle nachfragen können, ob es nicht auch zur Demokratie  gehöre, würden die Menschen die FPÖ wählen. Aber diese Frage verbietet sich förmlich, weil das wäre schließlich, nach allegemeiner linker Deutungshoheit, wiederum 'demokratiegefährdend'.

Im Verauf des Gesprächs sekundiert Heyer dem Spitzenkandidaten der Kommunisten fortlaufend, indem er gefällige Scheinfragen stellt und den kommunistischen Wahlkampfgag vom 'leistbaren Wohnen' so oft wiederholt, wie es ihm möglich scheint.: "...es fällt auch in Ihrem Wahlkampf auf, daß Wohnen an erster Stelle steht, thematisch." etwas später wiederum "... es ist ja auch Ihr zentrales Wahlversprechen, das leistbare Wohnen wieder zu ermöglichen..."

Die kritischen Fragen, welche Andreas Heyer vom ORF Salzburg an den Kommunisten Dankl alles nicht gestellt hat, wären zum Beispiel: 

  • Herr Dankl: Im Namen des Kommunismus haben im 20. Jahrhundert mehr als hundert Millionen Menschen ihr Leben verloren, sind verhungert,  wurden ermordet oder unterdrückt - wie weit distanziert sich der Kommunist Dankl vom Kommunimus?
  • Herr Dankl: Der Kommunismus hat weltweit in der Geschichte noch nirgends funktioniert. Hat noch nie Menschen wohlhabender oder freier gemacht, im Gegenteil stets nur ärmer und unterdrückt - wieso soll ausgerechnet der Kommunismus das Rezept für Salzburg im Jahr 2024 sein?
  • Herr Dankl: Kurz nachdem die KPÖ in Graz 2021 das Bürgermeisteramt übernommen hat, ist die Stadt in schwere finanzielle Turbulenzen gestürzt. Wichtige Infrastrukturprojekte liegen auf Grund dessen in Graz auf Eis - wie wollen Sie als Kommunist für stabile Finanzen in der Stadt Salzburg sorgen?
  • Herr Dankl: Sie behaupten im Wahlkampf, sie wollten in Salzburg leistbares Wohnen wieder ermöglichen - das klingt erst einmal gut und schön und ist wichtig für die Menschen, aber welche konkreten Maßnahmen planen Sie dazu?
  • Herr Dankl: Was unterscheidet Sie als linker Populist von einem rechten Populisten?
  • Herr Dankl: Fürchten Sie nicht um den weltweiten Ruf der Stadt Salzburg, wenn ein Kommunist den Bürgermeister stellt?

Alle diese Fragen an einen Kommunisten und linken Populisten wären überaus angebracht gewesen, würde ein per Verfassung zur Unabhängigkeit verpflichteter ORF-Redakteur seinen Auftrag ernst nehmen und wäre es dem ORF ein Anliegen, den Menschen – als mündigen Bürgern und Wählern – eine ehrliche und fundierte Information zu liefern.

Alles in allem war dieses sogenannte Interview ein  einziger Witz und ein Hohn auf die per Verfassung in Stein gemeißelte Unabhängigkeit und Objektivität des ORF.

PS: laut Wikipedia wohnt der freundliche Kommunist Dankl im Salzburger Stadtteil Parsch, einem der teuersten Pflaster Salzburgs. Leistbares Wohnen also sehr wörtlich auf sich bezogen, aber so war das in der Vergangenheit mit der kommunistischen Nomenklatura schon immer. Weltweit.