Stefan Kappacher – vielen bekannt als zwar aggressiver aber wenig origineller ORF-Twitterant – und seine ebenso umstrittene Ö1-Kollegin Nadja Hahn dürfen an manchen Freitagen (aber aus Gebührenzahlers Sicht doch zu oft) die Sendung „#doublecheck“ zusammenbrauen, moderieren und ausstrahlen. Vergangenen Freitagabend war es wieder so weit.
Der Sendungstitel „Doublecheck“ soll signalisieren, dass hier besonders sorgfältig geprüfte Missstände, Katastrophen oder Skandale aus der Medienwelt thematisiert werden. Was meist dem Hörer tatsächlich geboten wird ist ein buntes Gemisch von Unterstellungen, fragwürdigen Hypothesen und Attacken gegen die Lieblingsfeinde des ORF. Was konsequent verschwiegen wird ist die jede Wettbewerbsgleichheit vernichtende Rolle des ORF in der heimischen Medienwelt. Selbstkritik kommt nicht vor.
Genau das wurde auch in der jüngsten Ausgabe von „#doublecheck“ vorgeführt. Da wurde das seltsame Verhältinis zwischen dem (Noch?)-Chefredakteur der Presse, Rainer Nowak, und dem zum Sebastian-Kurz-Jäger mutierten Thomas Schmid thematisiert. Schuld an allen Problemen war – wie könnte es anders sein – der junge Ex-Kanzler. Hatte doch Schmid in seinem viele Tage lang erarbeiteten „Geständnis“ bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) erklärt, das sogenannte „Österreich-Beinschab-Tool“ sei ihm vom damaligen Noch-Nicht-Kanzler in Auftrag gegeben worden.
Für Kurz-Beschimpfungen engagiert „#doublecheck“ gerne die betagte Kurz-Hasserin Anneliese Rohrer, die stets zuverlässig die vom ORF gewünschten Antworten liefert. „Wie kann man so etwas inszenieren und glauben, die Leute fressen das auch noch“, tadelte sie Verteidigungsversuche von Kurz. Während das „#doublecheck“-Team Thomas Schmid offenbar für absolut glaubwürdig hält, kann Kurz nur ein Lügner sein. Dass die Behauptungen von Schmid sehr konstruiert und unglaubwürdig wirken, will man im ORF nicht zur Kenntnis nehmen.
Die Sauberkeit in der heimischen Politik und Medienwelt soll nun laut „#doublecheck“ der ORF-Kabarettist Florian Scheuba retten, der an einem satirischen Medienmagazin arbeitet, das er dem ORF-Fernsehen anbieten wolle, berichtete „#doublecheck“. Und Scheuba äußerte dann fast peinlich übertriebenes ORF-Lob, das schon wieder Kabarett sein könnte. Scheuba wörtlich: „Der ORF gehört allen Bürgerinnen und Bürgern des Landes und hat einen Kultur- und Bildungsauftrag.“
An dieser Stelle werden manche der wenigen Zuhörer herzlich, aber bitter gelacht haben.
Immerhin verhalf Scheuba den Doublechecker Stefan Kappacher zu der Selbsterkenntnis, dass „#doublecheck“ keine Breitenwirkung erziele, Scheubas Magazin aber in Zukunft vielleicht schon, wie Kappacher argwöhnte. Soll heißen: Wer hört schon eine Sendung „#doublecheck“. Das klang glaubwürdig.
Verblüffend ist immer wieder, wie der ORF die Wettbewerbsgleichheit in der österreichischen Medienwelt betrachtet. Die Presseförderung für Tages- und Wochenzeitungen in Österreich macht derzeit rund neun Millionen Euro für alle Medien aus, in Zukunft sollen es um stolze 20 Millionen Euro mehr sein. Insgesamt werden das für alle Medien gemeinsam irgend wann einmal (aber kaum vor 2024) knapp 30 Millionen Euro sein. Eine fette Presseförderung?
Zum Vergleich: Der ORF kassiert jährlich 650 bis 700 Millionen Euro an Medienförderung in Form der gesetzlich vorgeschriebenen Zwangsgebühren, die von vielen Österreichern höchst unfreiwillig bezahlt werden. So lange das der Fall ist wird Österreichs Medienwelt von Wettbewerbsgleichheit um Lichtjahre entfernt bleiben.