Es war fast schon rührend, wie viel Sorgen sich die Ö1-Redaktion im Mittagsjournal nach dem Tod von Österreichs wahrscheinlich erfolgreichsten Unternehmers Didi Mateschitz um den von „Mister Red Bull“ gegründeten Sender Servus TV machte. Immerhin ist dieses Salzburger Medienunternehmen der erfolgreichste und am schnellsten wachsende Privatsender in Österreich – gegen mächtige und finanzstarke internationale Konkurrenten wie RTL oder Sat1.
Mateschitz habe das zweitgrößte Medienunternehmen in Österreich aufgebaut, erläuterte der Journal-Moderator. Das sei aber nicht ein betriebswirtschaftlich erfolgreiches Geschäftsmodell wie die Getränkemarke Red Bull, sondern Servus TV sei „gewissermaßen Liebhaberei“ gewesen. Er – Mateschitz – habe viel Geld zugeschossen, „beispielsweise für teure Sportrechte“, ätzte der Moderator.
Welche Erfolge der „Liebhaberei“-Sender von Mateschitz binnen weniger Jahre erreichte, trifft den seit Jahren an Seher- und Hörer-Schwindsucht leidenden ORF ins Mark. Zuletzt hat Servus TV den ORF immer wieder vor sich hergetrieben. Mit Übertragungen von Fußball-Leckerbissen der Champions-League und Motorsportberichten hat Servus TV seine Marktanteile auf Kosten des ORF kräftig gesteigert.
Servus TV hat auch mit Sendungen wie „Heimatleuchten“, „Hoagascht“ oder „Servus am Abend“ ein von vielen als gutbürgerlich und wohltuend positiv empfundenes Programm entwickelt, das so erfolgreich ist, dass der ORF sich mittlerweile schon verzweifelt bemüht, seinem Publikum ähnliches anzubieten. Diese Sendungen wirken aber häufig gekünstelt und oft ziemlich verkrampft. Die Servus-Nachrichten gelten für viele als die beste und objektivste Nachrichtensendung im Land und die Diskussionen in Servus TV sind sehr oft hitzig, aber niemals einseitig, was man beispielsweise von „Im Zentrum“ beim besten Willen nicht behaupten kann.
Geringschätzig wird vom ORF im Mittagsjournal darauf hingewiesen, dass all das nur mit den Millionen des Marketing-Genies Mateschitz möglich gewesen sei. Dass der ORF seine vorerst noch führende Marktposition nur durch die gesetzlich verordnete „Liebhaberei“ der Zwangsgebührenzahler erlangen konnte, kommt den Vordenkern in der ORF-Führungsetage offenbar nicht in den Sinn. Im ORF hält man die Gebührenpflicht für möglichst alle Österreicher offenbar für ein unumstößliches Grundrecht.
Viele Österreicher sehen das völlig anders. Eine von der Tageszeitung „Der Standard“ in Auftrag gegebene Umfrage hat unter die Lupe genommen, wie die gebührenpflichtigen Österreicher die GIS-Gebühr bewerten. Die Mehrheit der Österreicher zweifelt, ob der ORF die üppige GIS-Rundfunkgebühr wert ist. Die vom Linzer Market-Institut Befragten konnten die Leistungen des ORF nach der fünfstufigen Schulnoten-Skala von 1 (sehr gut) bis 5 (nicht genügend) beurteilen. Das Ergebnis fiel verheerend für den ORF aus.
Dass von den FPÖ-Wählern zwei Drittel den ORF die Note 5 verpassten, war dabei nicht so überraschend. Aber auch bei den Wählern aller Parteien hagelte es 36 Prozent „Nicht genügend“, weitere 19 Prozent zeigten sich unzufrieden aber gnädig und bewerteten die ORF-Leistungen mit „genügend“. Nur ein Fünftel der Befragten gaben dem ORF die Note 1 oder 2. Viele halten den ORF für politisch zu weit links und nicht objektiv.
Mittlerweile hat das ORF-Fernsehen einen Marktanteil von nur noch einem Drittel, Tendenz weiter fallend. Dazu kommt, dass dieser Markt immer kleiner wird, weil vor allem junge Österreicher Fernsehen ganz verzichten. Aus diesem schrumpfenden Interesse eine Berechtigung abzuleiten, im Alleingang jährlich rund 650 bis 700 ORF-Gebührenmillionen einzustreifen, ist angesichts solcher Umfrageergebnisse schon ziemlich kühn.