ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Kurt Ceipek (Online Sa, 04.06.2022, 23:18)
Das Ziel des ORF: Orban muss weg!
Link: https://orf.at/stories/3269438/

Die Aufregung um das eher hirnarme Posting des ORF-Direktors Karl Pachner, der dem ungarischen Staatschef Viktor Orban den baldigen Tod wünschte, ist groß und schlägt grenzüberschreitend hohe Wellen. Nachdem sich der ORF.at-Chef eher halbherzig entschuldigt hatte, wurde er nicht fristlos entlassen, sondern lediglich von ORF-General Roland Weißmann „letztmalig abgemahnt“ und hat sich in einen bezahlten Urlaub zurückgezogen.

In anderen Medienunternehmen hätte eine derartige Fehlleistung eines führenden Managers – einem mit großer Mehrheit demokratisch gewählten Staatsoberhaupt den möglichst baldigen Tod zu wünschen – wohl eine fristlose Entlassung oder zumindest einen baldigen Übertritt in den sogenannten „wohlverdienten Ruhestand“ zur Folge gehabt. Im ORF reicht eine Abmahnung. Angesichts der Formulierung „letztmalig abgemahnt“ drängt sich auch die Frage auf: Wie oft ist der gute Mann denn schon abgemahnt worden?

Dermaßen in Erregung gesetzt, dass er sich Orbans baldiges Ableben wünschte, habe ihn die Lektüre eines ORF-Beitrages über die Meinungsverschiedenheiten zwischen Orban und der EU, rechtfertigte sich Pachner. Vielleicht lag es daran, dass sich der gute Mann allzu einseitig im ORF informiert, denn für ORF-Redaktionen scheint ja Hetze gegen Orban oberstes Gebot zu sein. Er ist seit der Abwahl von Donald Trump und dem Abgang von Sebastian Kurz zum Lieblingsfeind des ORF aufgestiegen. Oder kann sich jemand an einen Orban-freundlichen oder wenigstens an einen objektiven ORF-Beitrag über Orban erinnern?

Was macht Orban für Österreichs führenden Mediengiganten ORF zum Hassobjekt? Der ungarische Staatschef tut genau das, was sich die Wähler der EU-Länder von ihren gewählten Politikern mehrheitlich wünschen: Er vertritt so gut er kann die Interessen seines Landes und möchte innerhalb der EU nicht benachteiligt werden. Er wehrt sich bei Bedarf auch gegen sinnlose oder diskriminierende Diktate aus Brüssel, ohne die EU selbst in Frage zu stellen. Die politischen Führer anderer Länder fürchten den Gruppendruck und haben den Widerstand gegen Brüssel schon aufgegeben, um nicht zu Opfern von EU-Bashing zu werden.

Dass Viktor Orban in seinem Heimatland hoch geschätzt ist und in Österreich geächtet wird, liegt daran, dass die Berichte und Kommentare über den durchsetzungsfreudigen magyarischen Politiker auf bemerkenswerte Weise einseitig sind. Da gibt es keinerlei Zwischentöne und nicht einmal den Versuch, Orbans Politik objektiv darzustellen. Alles folgt dem offensichtlichen Motto: „Orban muss weg!“ In Österreich hat das mit einem Bundeskanzler schon einmal gut funktioniert, in Ungarn offenbar nicht.

Wie jeder Politiker hat auch Orban gute und schlechte Seiten. Die guten Seiten werden vom ORF bei Orban völlig ausgeblendet. Dass eine überwältigende Mehrheit der Ungarn bei Wahlen ihr Vertrauen schenken, obwohl sich alle Oppositionsparteien von linksaußen bis rechtsaußen gegen ihn verbündet haben, kann der ORF-Denke zufolge nur an der Dummheit der ungarischen Wählermehrheit liegen.

Die Frage, welche Qualifikation ein Mann wie Pachner mitbringen muss, um in eine solche ORF-Führungsposition berufen zu werden und zu bleiben, beantwortet die Info-Plattform „Regiowiki“. Pachner war während seines herausfordernden Studiums der Publizistik und Kommunikationswissenschaften (das von 1990 bis 2006 gedauert hat) einer der führenden Aktivisten des Verbandes Sozialistischer Studenten (VSStÖ) und hat seine Fähigkeiten unter anderem der Arbeiterzeitung und dem SPÖ-Pressedienst „Sozialistische Korrespondenz“ zur Verfügung gestellt. Das ist für den ORF Qualifikation genug.

Der damalige Kaufmännische Direktor des ORF, Alexander Wrabetz, war ebenfalls aus der Führungsriege des VSStÖ in den ORF gekommen und holte Pachner an seine Seite. Dabei handelte es sich natürlich nicht um Freunderlwirtschaft, sondern Pachner wurde ausschließlich wegen seiner hohen Qualifikation in den ORF berufen.

Vielleicht ist in hohem Ausmaß die Personalauswahl der Grund dafür, dass der ORF nicht annähernd so gut ist wie man das dort offensichtlich von sich glaubt und auch nicht annähernd so beliebt, wie man das den Gebührenzahlern immer einreden möchte. Hauptsache die Zwangsgebühren fließen zuverlässig. Sonst könnte man sich auch die großzügigen Pensionen für Leute wie Wrabetz oder Pachner nicht leisten.