Wenn es noch irgend eines Beweises bedurft hätte, dass es zwischen dem ORF und der umstrittenen Wochenzeitung „Falter“ seit Jahren ein eheähnliches Verhältnis gibt, dann war es die Ö1-Sendung „Menschenbilder“ vom Sonntag dem 16. Jänner 2022. Das war eine fast einstündige schwärmerische ORF-sche Liebeserklärung an Armin Thurnher, den Mitbegründer und Miteigentümer dieses linksradikalen Wochenblattes, das zwar wenige Leser hat, aber dank ORF in den letzten Jahren einen enorm hohen Bekanntheitsgrad erlangen konnte.
So viel Beweihräucherung bekommen in solchen Sendung üblicherweise nur Menschen, die schon seit vielen Jahren tot sind, Großes geleistet haben und dafür unvergesslich sind. So viel Chance, sich selbst als erfolgreichen großen und besonders sympathischen Helden darzustellen, hat man selbst in dieser, oft die Grenze zum Schmierigen überschreitenden Sendung, wahrscheinlich kaum je erlebt.
Breiten Raum in der in langen Passagen eher peinlich anmutenden Sendung nahm die Tatsache ein, dass der "Falter" bei der Reichweite das Wochenmagazin "Profil" überholt habe, obwohl das Profil viel Geld in Werbung investiert habe. Dass zum Niedergang des Profil dessen totaler journalistischer Absturz nach links wesentlich beigetragen hat, blieb dabei natürlich ebenso unerwähnt, wie die unentwegte kostenlose Werbung für den "Falter§, die der ORF fast schon im Dauerfeuer auf seine Hörer, Seher und Leser in unzähligen Zeit-im-Bild-Sendungen losgelassen hat. Viel genützt hat auch das nicht, weil zu mehr als (nach Eigenangaben Thurnhers) rund 200.000 Leserkontakten pro Ausgabe hat es der Falter dennoch nicht gebracht. Darunter sind Tausende, die dieses Wochenblatt widerlich finden und nur wissen wollen, welchen bürgerlichen oder rechten Politiker die Zeitung jetzt wieder ins Visier genommen hat.
Bei Journalistenkollegen wird sich Herr Falter Thurnher mit seinem Menschenbild auch wenige neue Freunde gemacht haben, wenn er feststellte, dass „die heimische Publizistik an allen Ecken und Enden verrottet“, während der Falter „unverdorben“ sei und „Leuchtkraft“ entwickelt habe. Mit „verrottet“ sollte sich vor allem der ORF betroffen fühlen, was dieser aber nicht tut, sonst hätte man diese Passage aus der Sendung wohl herausgeschnitten.
Immerhin fand Armin Thurnher auch zu selbstkritischen Sätzen. Er erläuterte beispielsweise, dass kritischer Journalismus nicht nur die Lösung sei, sondern auch das Problem. Dabei nannte er auch den Begriff „Manipulationsabsichten“. Diese Sparte haben der "Falter", aber auch der ORF in den letzten Jahren zur Meisterschaft entwickelt.
Zufrieden zeigte sich der Falter-Eigentümer auch mit der Entwicklung des Inseratengeschäfts. Dabei wissen Insider, dass die Falter-Inserate hauptsächlich aus Steuergeldern (vor allem von der Gemeinde Wien und nahestehenden Organisationen und Unternehmen) geschaltet werden. Diesen Inserenten gefällt, dass der Falter mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln einen unermüdlichen Krieg „gegen Rechts“ führt. Und Steuergeld gibt man halt viel leichter aus, als selbst verdiente Millionen
Vollends skurril wurde Thurnhers Selbstbeweihräucherung, als er über die Macht der Medien, oder genauer des Mediums Falter philosophierte. Wenn Medien Politik machen wollen oder „Politiker vor sich hertreiben“, sollte man das „kritisieren und vermeiden“. An dieser Stelle drängte sich die Frage auf, wen er damit meinen könnte, außer seinem Falter, denn dieses Medium war die giftige Speerspitze dabei, demokratisch gewählte bürgerliche Regierungen in Österreich zu stürzen.
In einem Zwischentext zu Thurnhers Beinahe-Monolog von Sendungsgestalterin Petra Herczeg-Rosenberg wirkte nahezu komisch-naiv. Die Frau mit einer geradezu atemberaubend arroganten Stimme empörte sich über die hohe Medienkonzentration in Österreich. Damit meinte sie aber wieder nicht den mit Abstand einflussreichsten Medienkonzern ORF, der Politiker beherrscht und vor sich hertreibt wie kein anderer Medienkonzern. Aber Ziel dieses Kampfes sind so gut wie ausschließlich bürgerliche Politiker. Rückenwind gibt es dagegen für Rote, Grüne und andere Linke (wie beispielsweise die überaus bewunderten Grazer Kommunisten). Bekanntlich rührt die Medienmacht des ORF fast ausschließlich daher, dass die Medienkrake mit jährlich weit über 600 Millionen Euro an Zwangsgebühren gemästet wird.
Armin Thurnher erwies sich als unterhaltsamer Erzähler. Dass er dabei – sehr wahrscheinlich unbedacht – viele entlarvende Wahrheiten von sich gab, macht die Sendung letztlich hörenswert. Dass wohl kaum jemand diese sonntägliche Nachmittagssendung zu Gehör bekommt (außer wenn man gerade im Pkw auf der Autobahn unterwegs ist), wird dem linken Waldviertler Schlossbewohner Thurnher vermutlich nicht gar so viel ausmachen. Hauptsache der ORF macht weiter viel Werbung für den Falter und die Gemeinde Wien und andere linke Schwestern und Brüder beleben in langjährig bewährter Manier das Inseratengeschäft.