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Kurt Ceipek (Ö1 Mo, 10.01.2022, 13:00)
Punkteins

„Das neue alte Gesicht des Antisemitismus“ lautete der Titel der Ö1-Hörfunksendung „Punkt eins“. Ein interessantes und wichtiges Thema, zu dem Ö1-Moderator Xaver Forthuber mit dem Rechtsextremismusforscher Andreas Peham vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und der Studentenführerin Sashi Turkof plauderte. Sie ist Präsidentin der „Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen“ (JöH), wie der ORF peinlich genderisch-korrekt schreibt. Beide Organisationen, DÖW und JöH, gelten im politischen Spektrum als besonders weit links angesiedelt. Die Stossrichtung war deshalb von Beginn an klar: Gefährlicher Antisemitismus geht vor allem von Rechten aus.

Dass es in Österreich einige von diesen Rechten gibt ist unbestreitbar, wie viele das tatsächlich sind wird aber vermutlich viel zu hoch ­­eingeschätzt. Übertreibung ist eine Pflichtübung. Hätte man nur eine Handvoll Rechtsradikaler als Gegner, dann wäre der Aufwand für die Bekämpfung unrealistisch. Vor allem: Wie gefährlich diese Leute tatsächlich sind, lässt sich schwer einschätzen. In den letzten Jahren sind in Österreich jedenfalls keine tätlichen Angriffe von rechtsradikalen Österreichern auf jüdische Mitbürger bekannt.

Bemerkenswert war auch, dass in der Sendung sogar Kritik am sattsam bekannten SPÖ-Berater Tal Silberstein als Antisemitismus getadelt wurde.

Der Antisemitismus in Österreich wird in der Sendung klar im Bürgertum angesiedelt. Das liegt wiederum daran, dass linke Streiter ein Feindbild brauchen. Gäbe es keinen rechten Antisemitismus, käme diesen diskussionserprobten Kämpfern der Feind abhanden. „Viel Feind, viel Ehr“, lautet das passende Sprichwort dazu. Ist der Feind harmlos oder gar nicht vorhanden, dann winkt auch keine Ehre für die mutige Bekämpfung und vor allem kein Geld, das die linken Kämpfer für ihre Aktionen und Kampagnen brauchen – und auch bekommen.

„Antisemitismusbekämpfung lebt von Glaubwürdigkeit. Die Instrumentalisierung der Antisemitismusbekämpfung schadet der Sache enorm“, erklärte DÖW-Antisemitismuskämpfer Peham treffend. Er dürfte das allerdings völlig anders gemeint haben als viele der Zuhörer, die eine Stunde lang darauf warteten, dass der tatsächliche Gefahrenherd des Antisemitismus in Österreich von den Kritikern breit diskutiert würde: Die radikalen muslimischen Antisemiten, von denen viele gar kein Hehl daraus machen, dass sie Juden am liebsten gleich die Kehle durchschneiden würden.

Ö1 hätte an dieser Stelle unbedingt darauf hinweisen müssen, dass die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Österreich im Jahr 2015, als der islamische Ansturm über Österreich hereinbrach, schlagartig fast verdoppelt wurde.

Der Studentenführerin Sashi Turkof war zum islamischen Antisemitismus nur ein einziger Satz zu entlocken: „Es gibt auch den islamischen Antisemitismus in Europa.“ Um dann stolz darauf hinzuweisen, dass man nach dem tödlichen Terroranschlag des jungen islamistischen Amokläufers Kujtim Fejzulai am 2. November 2020 in Wien gemeinsam muslimischen Studenten eine Mahnwache für die Opfer durchgeführt habe.

Vielleicht sollten die Antisemitismusbekämpfer inklusive Ö1 die Stossrichtung überdenken und sich mehr als bisher auf die tatsächlichen Gefahrenquellen konzentrieren. Sonst geht die erhoffte Glaubwürdigkeit noch weiter den Bach hinunter.