Die übliche Ungleichbehandlung im Mittagsjournal: Malta und Ungarn – kein Vergleich! Im Ö1-Mittagsjournal gibt es einen ausführlichen Bericht über die Mitschuld der maltesischen Politik am Mord an einer Journalistin im Jahre 2017. Mit keiner Silbe wird erwähnt, dass es sich damals um eine sozialistische Regierung gehandelt hat. Erwähnt wurde nur, dass der Regierungschef Joseph Muscat aufgrund der Verstrickungen in diesen Mord an einer unliebsamen Journalistin den Hut nehmen musste; dass er auch Parteivorsitzender der linken Partei war, wurde ebenfalls nicht erwähnt. Im gleichen Mittagsjournal war auch ein kurzer Bericht über Ungarn, wo – wen wundert es – die Regierung abfällig als rechts-konservativ oder national-konservativ bezeichnet wurde. Im Interesse journalistischer Fairness und Beachtung des Objektivitätsgebotes hätte der ORF zwei Möglichkeiten: entweder man hält die Hörer/Seher/Kunden für informiert genug, dann kann man auf derartige Adjektiva verzichten und einfach von der „maltesischen" oder "ungarischen" Regierung berichten. Wenn man im ORF glaubt, dass die Konsumenten der Nachrichten der Nachhilfe bedürfen, dann müsste man aber in allen Fällen entsprechend über Hintergründe informieren, also etwa auch, dass die sozialistische maltesische Regierung in den Journalistenmord verstrickt war, und ebenso, dass auch in der Slowakei ein Journalist ermordet worden war, weil er Verbindungen der Mafia bis ins Büro des sozialdemokratischen Regierungschefs Robert Fico aufgezeigt hatte, der dann ebenfalls zurücktreten musste. Der ORF hat sich – wieder – für den nicht objektiven Weg entschieden: bei den von den Redakteuren ungeliebten Rechtsregierungen (Ungarn, Polen, Slowenien) werden regelmäßig Wertungen vorgenommen, über Linksregierungen wird meist neutral berichtet.