"Provokation", "menschenverachtend", "absurd", "pfeift auf die Spielregeln": Wenn man in Geschichtsbüchern nachforscht, wann zuletzt in deutschsprachigen Medien ein solcher Ton angeschlagen worden ist, dann wird man recht bald auf die NS-Zeit und vor allem auf die Zeit vor dem September 1939 stoßen, also auf die letzten Tage, bevor Adolf Hitler seinen Überfall auf Polen gestartet hat.
Aber es ist nicht der Sommer 1939, sondern der des Jahres 2021, in dem all diese oben genannten Denunziationen gefallen sind. Und sie gelten diesmal nicht Polen, sondern Ungarn.
Sonst gibt es keine relevanten Unterschiede, außer dass das Bundesheer wohl nicht imstande ist, in Ungarn einzumarschieren.
im ORF finden Hass und Hetze pur in einer Dimension statt, die man ein dreiviertel Jahrhundert lang nicht zu hören bekommen hat. Da glauben offenbar wieder ein paar – nicht germanische, sondern ideologische – Herrenmenschen, eine osteuropäische Nation demütigen zu müssen. Man kann jenen nicht widersprechen, die das als klassischen Rassismus gegen ein anderes Volk bezeichnen.
Der einzige "Anlass", worin der österreichische Gebührenfunk eine "Provokation" zu sehen glaubt, dem er mehr als fünf Minuten seiner Hauptnachrichtensendung widmet – eine unglaublich lange TV-Zeit!: In Ungarn wird das Volk zum Inhalt eines neuen Gesetzes befragt. Ui, wie undemokratisch, das Volk zu fragen!
(Man stelle sich nur vor, die Österreicher würden gefragt, ob sie noch ORF-Gebühren zahlen wollen – da ist es eigentlich kein Wunder, dass der ORF gegen Ungarn hetzt).
Der ORF-Moderator mokiert sich dabei besonders darüber, dass erst nachträglich nach seinem Beschluss über ein Gesetz gefragt wird und stellt das als historische Absurdität hin. Offenbar hat der ahnungslose Bub in den Geschichtsbüchern nicht nachgelesen, dass etwa in Österreich der von allen ORF-Menschen als heiliger Übervater behandelte Bruno Kreisky einst sogar über ein fertig gebautes Atomkraftwerk abstimmen hat lassen. Was uns deutlich teurer gekommen ist, als jetzt die Ungarn eine etwaige Gesetzesänderung kommt.
Wahrheitswidrig behauptet der ORF-Korrespondent, dass die EU von den Ungarn angeblich eh nur die Bekämpfung der Korruption verlange und nicht die Änderung des Pädophilie-Gesetzes. Dabei ist genau dieses Gesetz und nicht die angebliche Korruption von der EU-Präsidentin als "Schande" bezeichnet worden. Dabei stellen genau wegen dieses Gesetzes die Regierungen von Luxemburg und den Niederlanden den Hinauswurf Ungarns aus der EU in den Raum.
Wahrheitswidrig (und in inhaltlichem Konrast zu diesem Korrespondenten – aber so etwas ist im ORF längst schon wurscht, wenn es nur gegen die Richtigen geht) wird behauptet, dass es EU-"Spielregeln" gäbe, die es offenbar vorschreiben, dass Schulkinder mit homosexueller Propaganda zu konfrontieren seien.
Aber längst geht es im ORF nicht um Wahrheit, nicht um Fakten, wenn die Linke in einen rassistischen Krieg zu ziehen beschlossen hat.
Und der Obergenosse, der laut Gesetz nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht hätte, da dreinzufahren, hat ja nicht einmal eine Ahnung, was objektiver Journalismus ist. Das lernt man in der Partei nicht.
PS: Apropos Partei: Deren internem Atomkrieg wird zwar auch ein -– viel kürzerer – Beitrag gewidmet, aber nur um einen Eindruck unter die Leute zu bringen: Die Partei ist wieder in Ordnung.