Wie fast jeden Abend agitiert Armin Wolf meilenweit an der vollen Wahrheit vorbei. Er sagt, nachdem er von "vier Gewinnern" der Wiener Wahl gesprochen hat: "Allen voran die SPÖ als klare Nummer eins". Dabei wusste man schon zu diesem Zeitpunkt, dass die SPÖ nach der FPÖ die meisten Stimmen verloren hat. Und dass die ganz großen Gewinner der Wahl ÖVP und Nichtwähler sind. Völlig verschwiegen wird nach der Wahl überdies, ganz parallel zum Totschweigen vor der Wahl, dass gleich drei Kleinparteien signifikant Stimmen und Prozente dazugewonnen haben.
Aber im ORF wird Wahlberichterstattung immer nach ideologischer Opportunität ausgerichtet. Da wird einmal nur der als Sieger dargestellt, der die meisten Mandate hat, egal wie sich Stimmen und sonstige Parteien entwickelt haben. Das nächste Mal wird wiederum nur der als Sieger gefeiert, der am meisten dazugewonnen hat.
Jedoch selbst wörtlich genommen, ist Wolfs "Allen voran die SPÖ als klare Nummer eins" schlicht falsch. Denn die größte Wiener Partei ist jene der Nichtwähler geworden, und nicht die SPÖ.
Das Thema "Nichtwähler" zeigt noch einmal, wie hemmungslos der Gebührenfunk Doppelstandards anlegt: Wenn zahlreiche FPÖ-Wähler zu Nichtwählern werden, dann ist das für jeden aufrechten Linken einerseits etwas Gutes, aber nicht sonderlich Erwähnenswertes, weil es ja den nur durch den Rückgang der gültigen Stimmen entstandenen SPÖ-"Sieg" total relativiert. Bei Wahlen hingegen, wo vor allem linke Wähler zu Nichtwählern werden, wird das Anwachsen der Nichtwähler zum zentralen Thema, wird deshalb vor dem drohenden Ende der Demokratie gewarnt.