Die ORF-ZiBs haben wirklich nichts mehr mit Information oder Berichterstattung zu tun. Da kommt es zum wohl ärgsten Skandal in der turbulenten österreichischen Corona-Geschichte - aber nichts davon darf der ORF-Seher erfahren. Der Grund ist klar: Es geht um eine türkische Hochzeit. Und über Untaten von Migranten darf im ORF nicht berichtet werden.
Obwohl sich bei der Hochzeit nicht weniger als 700 Gäste vergnügt haben. Obwohl bereits 150 davon in Quarantäne sind. Obwohl es schon 13 positive Fälle gibt. Aber das wirklich Kriminelle ist das, worüber der Bezirkshauptmann jetzt offen berichtet: "Wir wurden eine Woche lang hinsichtlich der Kontakte angelogen." Weshalb der zu Recht empörte Beamte jetzt jeden, der die Behörden angelogen hat, bei der Staatsanwaltschaft wegen Gemeingefährdung anzeigt.
Besonders absurd: In der ZiB sieht man zwar einen rapiden Bericht über die Corona-Zunahme in der Türkei und über die türkischen Behörden, die dort alles zudecken und die jetzt sogar die Ärzte verfolgen, wenn sie die Wahrheit über das katastrophale Ausmaß der Pandemie in der Türkei sagen. Aber über das, was - mitmaßklich aus der Türkei zurückgekehrte - Türken jetzt in Österreich aufführen, informiert der österreichische Zwangsgebührensender nicht. Womit der Wrabetz-Haufen genauso verkommen zudeckt und die Wahrheit manipuliert, wie es die türkischen Behörden tun.
Zum Glück gibt es Servus-TV. Die berichten - natürlich - groß über den Skandal. Dort wurde dazu passend auch ein Schuldirektor interviewt, der anschaulich über die Probleme mit den Migrantenkindern berichtet. Die schon damit beginnen, dass angesichts sprachlicher Probleme oft gar nicht begriffen wird, was los ist, was verboten ist und was zu tun ist.
Nicht ganz verschweigen konnte die ZiB, dass das Strafverfahren wegen der Äußerungen von H.C. Strache auf Ibiza jetzt in Hinblick auf den Vorwurf eingestellt werden musste, dass über Vereine illegale Parteifinanzierung stattfindet. Aber düster wird hinzugefügt, dass noch weitere Strafverfahren im Laufen sind. Völlig verschwiegen wird dabei, dass sich kein einziges davon noch um in Ibiza Gesagtes dreht!
Vielmehr befasst sich eines mit den mutmaßlich inkorrekten Spesenabrechnungen des ehemaligen Vizekanzlers.
Eines geht um die sogenannte Casino-Affäre, die nicht durch Ibiza-Wortmeldungen ausgelöst worden ist, sondern durch eine anonyme Anzeige, die - von wem immer sie abgesendet worden ist - den tschechischen Mitbesitzern vorsichtig ausgedrückt sehr genutzt hat (in deren Gefolge konnten sich die Tschechen nämlich die früher in Österreich liegende Kontrolle über die Casinos aneignen).
Und eines geht um die Suche nach den Auftraggebern der mafiösen Video-Falle.
Schon gar nicht erwähnt wird, dass der zweite große Vorwurf gegen Straches Äußerungen selbst strafrechtlich schon lange eingestellt werden musste, nämlich jener der Bestechlichkeit. Strache hat zwar in der Tat wild über üble Korruptionsmöglichkeiten schwadroniert, aber er war damals nicht strafbar, weil kein Amtsträger. Und als er einer wurde, war ihm absolut nichts nachweisbar.
Eigentlich unfassbar: Damals machte der ORF tage- und wochenlang über Ibiza rund um die Uhr Sondersendungen. Jetzt ist ein entscheidender Eckstein juristisch geklärt. Aber jetzt wird im ORF gar nichts erklärt, sondern nur mit ganz wenigen dürren Sätzen über die Einstellung berichtet. Frreilich, sonst müsste man ja sagen, dass man damals völlig falsch gelegen ist.
In der gleichen Sendung wird gelobt, dass der tschechische Premier offen Selbstkritik wegen der Reaktionen seiner Regierung auf die Corona-Pandemie geübt hat. Aber dass im ORF spätestens jetzt eigentlich viel massivere und intensivere Selbstkritik über seine eigenen Ibiza-Berichte am Platz gewesen wäre, wird natürlich nicht berichtet.
Dabei ist Österreich nicht nur angesichts der Türken-Hochzeit mit dem größten Corona-Kriminalfall, sondern mit der nun rechtskräftigen Ibiza-Zwischenbilanz auch mit dem größten Medienskandal konfrontiert.