Der ORF ist bekanntlich besonders stolz auf sein umfangreiches und natürlich auch kostspieliges Korrespondentennetz. Ein Korrespondentenbericht über die verheerende Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut bescherte der ZiB2-Redaktion allerdings vor allem einen peinlichen Auftritt.
Als Moderator Armin Wolf und Korrespondent Karim El-Gawhary einige Worte gewechselt hatten, brach die Leitung zusammen. Dasselbe passierte nach einem langen Versuch, die Leitung wieder herzustellen, noch einmal.
Kann natürlich passieren, wenn doch weite Teile Beiruts durch die Explosion in Trümmern liegen. Da werden auch Leitungen und/oder Funkstationen in Mitleidenschaft gezogen worden sein.
Allerdings saß Korrespondent El-Gawhary nicht in Beirut, sondern in seiner Heimatstadt Kairo.
Damit wurde wieder einmal anschaulich verdeutlicht, wie unnötig das aufgeplusterte Korrespondentennetz für einen nach internationalen Maßstäben zwergenhaften Sender wie den ORF ist. Ein Korrespondent in Kairo weiß im Zeitalter der digitalen Nachrichtenverbreitung um keinen Deut mehr als ein Redakteur in Wien. Beide verfügen vermutlich über dieselben Informationen und das gleiche Bildmaterial, das Team in einer großen Redaktion in Wien weiß in vielen Fällen vermutlich sogar ein bisschen mehr. Alle Informationen sind in Sekundenschnelle weltweit verfürbar.
Dabei gehört El-Gawhary noch zu den positiveren Erscheinungen im aufgeblasenen ORF-Korrespondentennetz. Einige wenige der ORF-Korrespondenten erwecken beim Zuhörer und Zuseher durchaus den Eindruck, besser als andere informiert zu sein, wie der von der Ukraine bis zum Balkan bestvernetzte Christian Wehrschütz. Andere wie der Ungarn-Korrespondent Ernst Gelegs machen wiederum den Eindruck, nicht zu melden, was sie wissen, sondern was sie erzählen wollen. Das passiert oft in einer Form, die mit seriösem Journalismus – also vor allem mit Objektivität – wenig bis nichts zu tun hat.
Ein Sender, der immer wieder über seine Budgetprobleme jammert und seinen immer unwilliger werdenden Zwangsgebührenzahlern am liebsten noch mehr Beiträge abpressen würde, könnte also guten Gewissens viele der Auslandsredaktionen zusperren. Wenn man glaubt, dem Zuseher unbedingt lokale Authentizität vermitteln zu müssen, kann man mit dem gleichen Effekt den Redakteur in Wien die selben Reportagentexte vorlesen lassen, wie den Korrespondenten in fernen Metropolen. Wenn sie oder er Texte über Macron oder Demos in Paris vorliest, kann man im Hintergrund den Eiffelturm zeigen. Das würde kaum einen Zuschauer stören.
Peinliche Auftritte wie eine zusammenbrechende Live-Schaltung nach Kairo statt nach Beirut könnte man sich dann ersparen. Und eine gründliche Straffung des Korrespondentennetzes würde das ORF-Budget sehr schnell um etliche Gebührenmillionen entlasten.