ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Andreas Unterberger (ORF 2 Mo, 22.06.2020, 19:30)
Zeit im Bild 1 und 2

Die „Objektivität“ des ORF zeigt sich in diesen Tagen wieder mit ganz besonderer Agitationsstärke. Es laufen zwar eigentlich gerade fünf Volksbegehren, aber getrommelt wird vom Gebührensender nur für eines, das sogenannte „Klimavolksbegehen“. Für dieses wird in allen verfügbaren Sendungen geworben. Binnen 24 Stunden etwa von der ZiB2 über die ZiB1 bis zum „Thema“. Die ZiB1 bringt sogar einen Filmbericht darüber, dass (maximal) zwei Dutzend Aktivisten dafür demonstriert haben. Man entblödet sich nicht einmal, in einem Atemzug sowohl die Regenmengen der letzten Wochen wie auch die Wochen der Dürre davor als Beweis zu zitieren, warum das grüne Begehren so wichtig sei.

Dann wird atemlos eine Umfrage der Gewerkschaft ohne jeden Versuch der Objektivierung gebracht. Dabei wird etwa behauptet, dass sich schon im Jänner – als es noch keine Spur einer Pandemie gab und die Wirtschaft noch boomte – 61 Prozent vor der Arbeitslosigkeit gefürchtet hätten. Was alleine jeden denkenden Journalisten dazu bringen hätte müssen, eine solche Umfrage zu ignorieren – oder zumindest kritisch zu hinterfragen.

Noch peinlich einseitiger ist dann ein Bericht über Vereine, die vom Verteidigungsministerium gesponsert werden. Der ist zwar ausführlich, aber lässt komplett den eigentlichen Anlass der Aufregung unerwähnt: Das ist die peinliche Blamage des Herrn Doskozil, der, wie sich inzwischen herausgestellt hat, selbst als Minister einen Förderungsvertrag mit einem FPÖ-nahen Verein abgeschlossen hatte, während sich seine Partei (mit massiver ORF-Unterstützung) noch massiv über die ministeriale Förderung dieses Vereins aufgeregt hat.

Ein Bericht über die Wiener Abrüstungsgespräche wird vom außenpolitischen Linksaußen Pfeifer zur üblichen wütenden Hassrede gegen die USA.

Wohl nur im ORF findet man den verworrenen Beitrag darüber relevant, dass Steuerberater oft auch als Firmenadresse von Unternehmen herhalten. Und dass der Putin-Freund Deripaska hier eine Fülle von Firmenbeteiligungen hält – was freilich seit einer Dekade allgemein bekannt ist. Nicht erwähnt wird vom ORF natürlich, wie jene Österreicher heißen, die Deripaska besonders geholfen haben. Aber bevor die Namen Konrad, Haselsteiner oder Gusenbauer im ORF in einem kritischen Zusammenhang auftauchen dürfen, tritt im Gebührensender wohl eher eine technische Sendunterbrechung auf …

Die in vielen anderen Medien dominierenden linksextremistisch-migrantischen Randale von Stuttgart bekommen nur ein paar Sekunden. Man kann zwar behaupten, man hätte "berichtet", aber die ärgsten Gewaltszenen bekommen die ORF-Zahler natürlich nicht zu sehen.

Ach ja: Und dann wird noch in der ZiB2 der Salzburger Landeshauptmann verhört, weil sich bei einem – nach allen vorliegenden Informationen vorschriftskonform abgelaufenen – rotarischen Treffen 15 Menschen infiziert haben.

Auch hier liegt die Sauerei wieder in der Ungleichbehandlung. Oder kann sich jemand erinnern, dass der Wiener Bürgermeister in ähnlicher Weise verhört worden wäre, als in einem von seiner Gemeindeverwaltung geleiteten Quarantänezentrum Asylanten einfach täglich arbeiten gegangen sind und damit den größten Infektions-Cluster der letzten Wochen ausgelöst haben? Oder als in Wien 50.000 „Antirassisten“ unter Verletzung aller Abstandsregeln – aber unter Teilnahme von roten und grünen Spitzenfunktionären – demonstriert haben?

Offensichtlich haben wir uns längst daran gewöhnt, dass der ORF zum linken Kampf- und Verschweigesender geworden ist, und dass die ÖVP das schweigend toleriert.