Wenn der ORF ausnahmsweise keinen linken Haus-und-Hof-Experten zum Interview lädt oder um ein Statement bittet, um zumindest so zu tun, als wäre er objektiv, dann müssen die Hörer und Seher vorher gewarnt werden.
Achtung! Jetzt kommt ein politischer Feind, ein Bösewicht, jemand mit gefährlichen Ansichten und Meinungen. Damit der gemeine ORF-Konsument das Gesagte auch richtig, also im Sinne des ORF einordnen kann. Sonst bestünde die Gefahr, dass ein weniger gefestigter beziehungsweise indoktrinierter linker ORF-Konsument sich überlegt: So blöd ist das gar nicht, was der da sagt. Das klingt sogar wesentlich schlauer und plausibler als das übliche Geschwurbel im ORF. Deshalb sind diese Warnhinweise bei allen nichtlinken, sprich umstrittenen Experten beim ORF Pflicht.
So geschehen heute im Ö1-Mittagsjournal. Wenn es um wirtschaftliche Themen geht, geben sich normalerweise die Experten des linken WIFO die ORF-Klinke in die Hand. Heute wird ausnahmsweise Franz Schellhorn von der Agenda Austria zu den Corona-Maßnahmen der Regierung befragt.
Noch bevor er ein Wort sagen kann, mahnt der Ö1-Moderator: „Bin ich mit Franz Schellhorn verbunden, er ist Direktor von Agenda Austria, einer als wirtschaftsliberal und industrienah geltenden sogenannten Denkfabrik.“
Huch! Wirtschaftsliberal und industrienah! Schon vor dem Interview stellen sich bei den braven Ö1-Hörern die Nackenhaare auf. Da kann es sich auch nicht um einen echten Think Tank handeln, sondern bestenfalls um eine „sogenannte Denkfabrik“. Denken können schließlich nur Sozialisten.
Im Laufe des Interviews erwähnt der Ö1-Moderator, dass Franz Schellhorn der Bruder des Hoteliers und Neos-Abgeordneten Sepp Schellhorn ist. Er macht das, um die Hörer erneut vor dem neoliberalen Bösewicht zu warnen, weil dieser in Fragen der Tourismushilfe gleich doppelt befangen sei.
Warum erzählt uns der ORF nie, dass das WIFO ein den Linken nahestehendes „sogenanntes“ Forschungsinstitut“ ist? Warum werden bei den Haus-und-Hof-Experten des ORF nie die Verwandtschaftsverhältnisse offengelegt und thematisiert?
Weil sie dazu gehören, weil man beim ORF genau weiß, alles was sie sagen, ist auf Linie, ganz im Sinne des ORF und der Linken. Deshalb sind sie vertrauenswürdige, lupenreine Experten, die immer die faktenbasierte Wahrheit verkünden und deshalb keiner weiteren Erklärung und keiner politischen Einordung bedürfen. Schließlich ist links die neue Mitte. Da macht es auch nichts, wenn der linke Experte gerade einmal einen FH-Abschluss vorweisen kann, wie etwa eine beim ORF beliebte „Internetexpertin“. Es geht schließlich nicht um Wissen, Intelligenz und Fakten, sondern ausschließlich um Ideologie.
Unter anderem an dieser ORF-Praxis können auch umstrittene ORF-Konsumenten und andere Nicht-Experten selbsternannte und sogenannte von echten Qualitätsmedien unterscheiden.