Dass der vielgeliebte und -gelobte Gesundheitsminister Rudolf Anschober vom ORF gehätschelt wird ist kein Geheimnis. Solche Lieblinge werden auch gerne zu Stars aufgebaut. Dieser Versuch war auch im Mittagsjournal spürbar, wo Super-Rudi Anschober „Im Journal zu Gast“ war.
Das Gespräch zwischen Anschober und ORF-Interviewerin Birgit Pointner war liebevoll-freundschaftlich und ein richtiges Wohlfühlinterview. Anschober durfte freundliche Fragen beantworten, ohne dabei unterbrochen zu werden, wie das in dieser Interviewserie mehr als selten ist.
Als Zuhörer wartete man natürlich auf die naheliegende Frage zum Aufreger der letzten Tage, der Wiener Anti-Rassismus-Demo, wo sich 50.000 Menschen drängten. Eine riesige Corona-Party mit zehntausenden „Lebensgefährdern“ als Teilnehmer. In der Wiener Innenstadt wuselten mehr Menschen herum als bei einem großen Fußball-Ländermatch im Wiener Stadion Platz finden. Viele von ihnen ohne Masken, es gab viele liebevolle Umarmungen und vermutlich kein einziger von den angeblich 50.000 kann in diesem Gewühl auch nur einen halben Meter Abstand dauerhaft eingehalten haben. Es fehlte an Baby-Elefanten.
Aber die Frage nach den drohenden Corona-Auswirkungen dieser fröhlichen Demo-Party kam nicht – und das in einem Interview, das endlose 20 Minuten dauerte. Eine Frage, warum diese Menschenmenge unbehelligt Corona-Party feiern durften, wäre für den Gesundheitsminister auch wirklich schwierig zu beantworten und daher peinlich gewesen.
Lag es daran, dass die Teilnehmer dieser „Wir-sind-alle-Corona-immun-Demo“ zu wahrscheinlich 98 Prozent potentielle Grün-Wähler sind? Jedenfalls war es ein weiterer Beweis dafür, dass der ORF die wirklich interessanten und unangenehmen Fragen nicht stellt, wenn der Gesprächspartner ein Schützling des grün-roten Senders ist.