"Weil er über zwei junge Wienerinnen in Vergewaltigungsabsicht hergefallen ist, ist ein 20-Jähriger am Freitag am Landesgericht für Strafsachen ..." Jeder Leser dieser ORF-Online-Meldung ahnt sofort beim Lesen der ersten Worte, auch wenn es nicht dort steht (und erst dann zu lesen ist, wenn man sich weiterklickt), dass der Täter kein Wiener, und auch sonst kein Österreicher ist.
Und dennoch fühlt sich jeder verärgert, dass man zwar die Herkunft der Opfer, aber nicht die des Täters im ersten Absatz nennt, sondern nur sein ziemlich belangloses Alter. Dabei lernt man in der ersten Klasse jeder Journalistenausbildung (wenn sie nicht gerade bei Falter& Co konsumiert wird), dass der Täter das weitaus Interessanteste für jeden Leser eines Kriminalberichts ist. Über ihn will man alles wissen: Herkunft, Beruf, Motiv, irgendwelche Besonderheiten. Das will man - in diesem Fall vor allem weibliche Leser - nicht nur aus abstrakter Neugier wissen, sondern aus legitimem Interesse, zu erfahren vor welcher Art von Menschen man sich besser ein wenig hüten soll.
So aber ist die erste zentrale Meta-Botschaft der linken Mannschaft: Wienerinnen sollten sich hüten; und die zweite: Sie sollen sich vor 20-Jährigen hüten.
Die Meldung ist sprachlich überdies so aufgebaut, als wäre die Herkunft der beiden Opfer der Grund der Verurteilung zu einer dreijährigen Strafe. Offensichtlich hätte er nur zwei Jahre bekommen, hätte er zwei Burgenländerinnen zu vergewaltigen versucht ...
Oberstes ORF-Gebot: Nicht das kleinste Detail darf vom Pfad linker Correctness abweichen. Dass die Leser dadurch immer mehr Vertrauen in den ORF verlieren, ist ihnen hingegen völlig wurscht. Sie kassieren eh Zwangsgebühren.