Eine typische Kampagnen-ZiB: Zwei alte Geschichten werden aus parteipolitischen Intentionen aufgekocht, bei einer weiteren wird eine getarnte grüne Parteivertreterin als objektive Information ausgegeben, und das Interessanteste vom Tag wird überhaupt total totgeschwiegen, weil es den Wiener SPÖ-Wahlkampf gefährden kann.
Die altbekannten Geschichten sind erstens die Vorwürfe an die Behörden in Ischgl, nicht jene Personen in Quarantäne versetzt zu haben, die mit nach der Heimreise erkrankten isländischen Skitouristen in Kontakt gewesen sind. Und das ist zweitens der Konflikt zwischen der Korruptionsstaatsanwaltschaft und dem zuständigen Sektionschef Pilnacek: Hier ist einzig das winzige Detail neu, dass Pilnacek in einem internen Mail an die Oberstaatsanwaltschaft - übrigens mit guten Gründen völlig zu Recht - gemeint hat, man müsse die Leistung dieser Korruptionsstaatsanwaltschaft "hinterfragen".
Neu ist zu beiden höchstens, dass sie diesmal nicht vom "Falter", sondern vom "Profil" aufgekocht worden sind.
Die getarnte Grün-Story war ein Interview mit der Vertreterin der "Heinrich-Böll-Stiftung" in Brasilien, die über Staatschef Bolsonaro schimpft. Von der Dame erfährt man im ORF zwar die Belanglosigkeit, dass sie Kommunikation studiert habe, aber nicht, dass diese Böll-Stiftung die offizielle Parteiakademie der deutschen Grünen ist. So klingt etwas als objektiv, was das schon von der Quelle her natürlich keineswegs ist.
Der größte Skandal ist aber das totale Verschweigen der weitaus größten Corona-Clusters der letzten Zeit in Österreich! Dieser hat ein Post-Verteilzentrum weitgehend lahmgelegt. Das Schlimme daran ist nicht nur, dass 250.000 Pakete deshalb seit längerem liegen geblieben sind, sondern dass der große Cluster mit einer großen Zahl von Asylanten aus Somalia zusammenhängt, die über eine Personalverleihfirma bei der Post tätig gewesen waren. Und noch viel schlimmer ist, dass die Afrikaner eigentlich unter Quarantäne gestanden sind (im Asylantenzentrum Erdberg, wo schon die ersten Fälle ausgebrochen waren, beziehungsweise in einem Quarantänelager in der Wiener Messe), als sie bei der Post gearbeitet haben. Was auf ein katastrophales Versagen der Gemeinde Wien zurückzuführen ist.
Gewiss: Der Asylantenskandal ist noch nicht gerichtlich verifiziert. Das ist aber der ähnlich strukturierte Skandal in Ischgl auch nicht, über den der ORF dauernd berichtet, selbst wenn es nichts Neues gibt.
Dabei gibt es einen dramatischen Unterschied zwischen dem offensichtlichen Versagen der Tiroler und der Wiener Behörden: Der Wiener Skandal ist nach zwei Monaten Corona passiert, wo absolut jeder Beamte, ja jeder Österreicher um die Dramatik wissen musste, während Ischgl noch etliche Tage vor dem Lockdown passiert ist, wo noch weitverbreitet Unsicherheit über die Bedeutung der Infektion geherrscht hat.