Am ärgsten war wohl der Beitrag der Londoner Korrespondentin, die sich maßlos über die britische Regierung erregt, weil diese angeblich aus ideologischen Gründen abgelehnt habe, über die EU Schutzausrüstungen zu beziehen. Absurder geht’s nimmer. Denn jeder Österreicher – halt bis auf die im ORF – weiß, wie es Österreich ergangen ist, als es sehr wohl in der EU solche Schutzausrüstungen kaufen wollte: Drei Wochen haben Deutschland und Frankreich einfach den Export gekaufter Ware nach Österreich blockiert.
Aber weil die Dame statt zu berichten halt gegen die konservative Regierung hetzen muss oder will, verschweigt sie auch, dass Boris Johnson in den letzten Wochen den größten Umfrage-Zugewinn erzielt hat, den je ein Regierungschef seit langem irgendwo erzielt hat: Plus 15 Prozentpunkte in wenigen Tagen, plus 25 Punkte in neun Monaten. Aber ein Konservativer darf im ORF halt prinzipiell nicht als erfolgreich dastehen.
Die ideologische Wirklichkeits-Manipulation zieht sich auch sonst durch die ganze Sendung:
Da wird die schallende Ohrfeige für Ex-Verteidigungsminister Doskozil in einer bloßen Kurzmeldung abgetan, dass das Gericht endgültig seine Strafanzeige gegen den Eurofighter-Konzern abgeschmettert hat. Dabei hat der ORF damals mindestens fünf Mal riesig über die Einbringung der Strafanzeige berichtet, obwohl schon damals jeder halbwegs selbst Denkende diese Anzeige als reine Parteipolitik erkennen musste. Skandalöser kann man die Blamage für die rote Ex-Hoffnung nicht verstecken. Diese Einstellung hat jedenfalls eine rechtlich hundert Mal höhere Qualität als eine Formulierung einer Sitzungszusammenfassung, die von mehreren Teilnehmern als unrichtig bezeichnet wird, die aber ohnedies nur einen seit zwei Monaten bekannten Sachverhalt anspricht.
Da wird das Bundeskanzler-Zimmer, in dem Sebastian Kurz eine Republiksjubiläum-Rede hielt, als „Kreisky-Zimmer“ bezeichnet. Dabei war das Zimmer schon vom Staatsvertrags-Bundeskanzler Julius Raab genau so eingerichtet worden. Aber zugegeben: Das war ja ein Schwarzer.
Da wird zum Republiksjubiläum natürlich ein ganz linker Historiker befragt, dem auf die Frage, ob wir jetzt, wie viele sagen, die größte Krise seit 1945 haben, nur einfällt, dass es 1945 schlimmer gewesen sei. Als ob das der Aussage widersprechen würde, dass es SEIT 1945 die größte Krise ist.
Da staunt man über das Erstaunen des Moderators, weil er jetzt entdeckt hat, dass die Verordnungen des Gesundheitsministers nie verboten haben, Freunde zu besuchen. Dabei wird das seit mehr als einem Monat von allen Rechtskundigen, die einen zweizeiligen Satz zu lesen vermögen, ausdrücklich so festgehalten. Diese Erkenntnis ist hier nachzulesen oder schon am 7. April(!) hier mit dem Wortlaut: „Die Regierung Kurz hat sich im rechtlichen Dickicht entweder ordentlich verirrt oder sie hat die Bürger wie auch die Medien ganz bewusst in die Irre geschickt. Was in Hinblick auf die Medien gleich eine weitere beklemmende Frage aufkommen lässt: Sind sie in rechtlichen Dingen so hilflos, dass sie nicht einmal einen zweizeiligen Paragraphen lesen können, oder produzieren sie gar auf Wunsch der Regierung ganz bewusst Fake-News?“
Jetzt haben wir die Bestätigung: Im ORF ist man nicht imstande, Verordnungen zu lesen, sondern hält die mündlichen Aussagen von Politikern für Gesetz. Aber zugegeben: Das ist kein Problem der Ideologie, sondern nur der professionellen Unfähigkeit und Lesefähigkeit.