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Andreas Unterberger (Ö1 Do, 23.04.2020, 07:00)
Frühjournal

Immer wieder enthüllen die Fragen eines Journalisten dessen Intelligenz. Bei Enthüllungen dieser Art ist der ORF absoluter Spitzenreiter, wie etwa das Interview des Frühjournals mit der Europaministerin Edtstadler zeigt. Anlass war eigentlich die erfreuliche Tatsache, dass mit Ungarn und Rumänien eine Vereinbarung getroffen werden konnte, derzufolge künftig regelmäßig rumänische Pflegerinnen in eigenen Sonderzügen direkt nach Österreich fahren dürfen. 

Diese Vereinbarung ist ziemlich wichtig, nachdem seit Wochen der durch die Corona-Krise ausgelöste Mangel an Pflegerinnen ein dominantes Thema der österreichischen Politik gewesen ist. Aber was sind die ersten beiden Fragen des Hörfunk-Moderators? Er fragt ausgerechnet danach, ob es jetzt auch wegen Bulgarien ein solches Abkommen geben werde! Dabei ist Bulgarien ein weitgehend unbedeutendes Herkunftsland für Pflegerinnen. Dabei liegt Bulgarien für eine solche Zugsreise noch viel weiter entfernt. 

Zehnmal spannender und relevanter wären viele andere Fragen gewesen. Etwa: 

  • Warum gelingt es ausgerechnet mit Ungarn als erstem Land solche Korridorzüge zu vereinbaren, das doch der Vizekanzler gerade als Semi-Diktatur bezeichnet hat? 
  • Oder: Wie sieht es mit den Polen aus (von wo deutlich mehr Pflegerinnen und sonstige Schlüsselarbeitskräfte stammen als aus Bulgarien), die aber derzeit keine Chance haben, durch Tschechien oder die Slowakei durchzukommen?

Nichts da. Nach allem Interessanten und Relevanten wird nicht gefragt. Der ORF-Mann hat dafür ein anderes Thema, das ihn ebenfalls gleich zweimal interessiert. Und das ist noch absurder und logikbefreiter als die Bulgarien-Frage: Ob sich nicht jetzt zeige, dass die Kürzung der Familienbeihilfen für ausländische Arbeitskräfte ein Fehler war?

Völlig hirnrissig (außer, wenn man verzweifelt versuchen will, die linke Propaganda aus dem Vorjahr irgendwie weiterzuspinnen). Denn das eine hat mit dem anderen sachlich nichts zu tun. Und wenn man schon einen Zusammenhang herstellen will, dann kann man nur den absolut konträren finden: Die Probleme sind ja nicht entstanden, weil den rumänischen Frauen das Geld zu wenig wäre, sondern weil die Staaten die Grenzen geschlossen haben. Die Frauen hingegen sind ungehindert weiter bereit dazu – sonst würden sie ja nicht in die Züge einsteigen. Das zeigt, wie unsinnig die ganze Familienbeihilfendebatte gewesen ist. 

Aber im ORF darf man halt nur links denken, nicht logisch.