Was ist los mit Ö1? Heute kein Trump-Bashing im Morgenjournal! Jetzt, wo man sich daran gewöhnt hat, schmeckt der morgendliche Kaffee nur noch halb so gut. Stattdessen ein Bericht über die Zustände in Frankreich und eine Rede von Emmanuel Macron.
Die sei, so erfährt man vom ORF, „bemerkenswert“ gewesen. Selbstredend fehlt in diesem Beitrag der bei Trump, Orbán oder Johnson übliche gehässig-abwertende Unterton. Bemerkenswert ist aber eher die Zahl der Corona-Toten in Frankreich. Mit derzeit ca.15.000 liegt die Grande Nation international ganz weit vorne. Das ist aber nicht so wichtig, diese Zahl wird in dem Beitrag gar nicht erwähnt, schließlich ist Macron ja kein fieser Rechtspopulist.
Macron hatte gestern verkündet, den Notstand um weitere vier Wochen zu verlängern. Und er mahnte, dass die strengen Regeln auch eingehalten werden müssen. Das ist aber in Frankreich so eine Sache.
Was Ö1 seinen Hörern in diesem Beitrag vorenthält, dass es bei der Einhaltung der Ausgangssperren große Unterschiede im Land gibt. In den Banlieues nimmt man nämlich weder Macron noch seinen „Krieg gegen das Virus“ sonderlich ernst. Die Frankfurter Allgemeine: „Abstandsregeln lassen sich in den französischen Banlieues kaum durchsetzen.“
Selbst das ZDF berichtet: „Frankreich kämpft mit starken Restriktionen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus. Aber in den Banlieues hört man nicht auf den Staat. Die Menschen kümmern sich nicht um Ausgangsrestriktionen (…)“Le Parisien berichtet über ein Département bei Paris: „Coronavirus en Seine-Saint-Denis: un nombre record d’amendes, police et justice durcissent le ton“ (Coronavirus in Seine-Saint-Denis: Rekordzahl an Geldbußen, Polizei und Justiz verhärten den Ton).
In der Saarbrücker Zeitung ist zu lesen: „Die Männer (Polizisten A.d.V.) erzählen, dass sie bei diesen Einsätzen meist von Jugendlichen mit Steinen und Eisenkugeln beworfen werden. Vor einigen Tagen wurde eine junge Polizistin von einem Brocken am Kopf getroffen und musste schwerverletzt in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Jeder kennt den Grund für diesen fast täglichen Ausbruch der Gewalt: die Ausgangssperre! Vor zwei Wochen wurde sie im Kampf gegen das Coronavirus von Präsident Emmanuel Macron über das ganze Land verhängt.“
Von all dem hört man in diesem Ö1-Beitrag nichts. Obwohl es aus vielen Gründen auch für uns Österreicher nicht ganz uninteressant wäre, zu wissen, wie es dort zugeht. Für die linken ORF-Redakteure sind die Zustände und Entwicklungen in den Banlieues offenbar nicht berichtenswert. Was sicher nichts damit zu tun hat, wer dort überwiegend lebt.
Aber wehe, ein FPÖ-Politiker will mit drei Freunden eine Pizza essen.