Ein seltener Moment der Offenheit und Ehrlichkeit im ORF – offenbar ist das durchgerutscht, denn vermutlich ohne es zu wollen verlassen die Rundfunk-Genossen damit die mediale Einbahnstraße des unbeschränkten Zujubelns und der offenen Bewunderung der Regierung im Allgemeinen und des grünen Gesundheitsministers im Speziellen. Die Story "Erste Altersstatistiken: Experten fordern besseren Schutz für Ältere" sagt nämlich zwischen den Zeilen, dass sämtliche als Basis für die drakonischen Corona-Maßnahmen herangezogenen Zahlen in Wahrheit für den Gully sind.
"Bis Dienstag (Stand 9.30 Uhr) gab es in Österreich offiziell 128 Todesfälle, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus stehen. Ö1 erhielt vom Gesundheitsministerium Altersangaben zu den ersten 89 Toten. Laut diesen liegt das Durchschnittsalter der Verstorbenen bei 80 Jahren", heißt es da. Also sind die bisherigen Toten ziemlich genau zu einem Zeitpunkt gestorben, zu dem man halt in Österreich stirbt. Die Lebenserwartung für Männer liegt bei ungefähr 80 Jahren.
Fast noch interessanter aber ist folgende Passage: "Coronavirus-Tote sind jedoch nicht gleich Coronavirus-Tote. So ist auf der Website des Gesundheitsministeriums zu lesen, unter welchen Umständen ein Todesfall in die Covid-19-Statistik aufgenommen wird: Jede verstorbene Person, die zuvor positiv auf das Coronavirus getestet wurde, werde in der Statistik als an Covid-19 verstorben geführt – unabhängig davon, ob sie direkt an den Folgen der Viruserkrankung oder „mit dem Virus“ an einer potenziell anderen Todesursache verstarb."
Da kommen wir zum wirklich spannenden Kern der Sache. Bisher sind seit Anfang März 128 Personen angeblich an Corona verstorben, die im Schnitt um die 80 Jahre alt waren und in den meisten Fällen auch noch schwer vorerkrankt. 128 in einem Monat ist eigentlich nicht sehr viel, wenn man sich vor Augen führt, dass die normale Sterberate in Österreich ca. 230 Personen beträgt – pro Tag! Auch das kann man in diesem zur Abwechslung wirklich informativen Artikel nachlesen.
Damit aber nicht genug, man weiß offensichtlich gar nicht, wie viele dieser 128 Toten wirklich AN Corona gestorben sind. Etliche sind offenbar nur MIT Corona gestorben. Es gab bei diesen also einen positiven Test auf das Virus, aber es muss deswegen ja nicht unbedingt die Todesursache gewesen sein. Wenn jemand Krebs im Endstadium hat und dazu auch noch Corona, ist dann das Virus die wahrscheinlichere Todesursache, oder vielleicht doch der Krebs? Diese Frage wird aber nicht gestellt – positiver Test heißt momentan automatisch Tod durch Corona. Berichtet der ORF, und der ORF ist bekanntlich immer gut informiert, objektiv und der Wahrheit verpflichtet.
Doch wenn das alles so ist, wie sind dann die desaströsen Corona-Maßnahmen zu erklären, die gerade eine Rekordarbeitslosigkeit von über 560.000 Menschen ohne Job produziert haben? Warum will man für bisher 128, meist sehr alte und oft schon vorher schwer kranke Verstorbene, von denen bei vielen nicht einmal klar ist, woran sie wirklich gestorben sind, weiter die Wirtschaft gegen die Wand fahren? Ist es angesichts dieser Erkenntnisse zu rechtfertigen, dass man bereits jetzt davon spricht, dass es auch nach Ostern keine Lockerungen geben kann? Worauf wartet man damit? Auf eine Million Arbeitslose? Warum ändert man nicht die Strategie und schützt künftig vor allem die Risikogruppen, fährt aber gleichzeitig die Wirtschaft wieder hoch?
Doch an dieser Stelle ist es mit der neuen Aufrichtigkeit des ORF schon wieder vorbei. All diese eigentlich auf der Hand liegenden Fragen werden natürlich nicht gestellt. Zumindest nicht von der Rundfunk-Kolchose am Küniglberg. Warum man nicht auf Dinge wie Abstandhalten, vielleicht auch Masken in Supermärkten und Arztpraxen oder spezielle Einkaufszeiten für Ältere setzen, aber die offenbar nicht gefährdete Mehrheit wieder in das Leben zurückkehren lassen kann, diese Frage müssen sich die Menschen weiter selbst beantworten. Da will der ORF weiter nichts dazu beitragen.