Gesundheitsminister Rudi Anschober hat ein Lieblingswort: FAKTENBASIERT. Das hat er in der ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“ in jeden zweiten Satz eingebaut. Schade, dass ich keine Stricherliste gemacht habe. Aber es ist beruhigend zu wissen, dass unser Gesundheitsminister bei seinen Entscheidungen nicht auf Wahrsagerinnen, Auguren, Voodoo-Priester, Gerda Rogers oder Schamanen vertraut, sondern auf Fakten. Zumindest was er dafür hält. Anschober versuchte jedenfalls den Eindruck zu erwecken, er habe alles fest im Griff. Schließlich entscheidet er faktenbasiert und versucht, „schneller zu denken als das Virus“.
Auch zwei andere Wörter hörte man in dieser Diskussionsrunde zum Thema Corona-Epidemie häufig: Expertinnen und Experten. Die haben die Minister Anschober und Nehammer oft in den Mund genommen. Quasi als Rückversicherung. Sollte irgendetwas in die Hose gehen. Während die Experten entscheiden – natürlich faktenbasiert –, tingeln die Politiker durch diverse Nachrichtensendungen und Talkshows, wo man in der Regel recht vage und unverbindlich bleibt.
Auch in dieser Sendung hörte man vor allem Phrasen, Worthülsen, Satzbausteine und Leerformeln. Der Informations- und Unterhaltungswert dieser Talkrunde tendierte gegen Null. Das lag auch an Moderatorin Claudia Reiterer, die keine kritischen Fragen stellte und versuchte, die Sendung als eine Mischung aus Wohlfühlformat und Bürgerbelehrung anzulegen.
Es wurde auch niemand eingeladen, der das Vorgehen der Regierung in dem ein oder anderen Punkt kritisch gesehen hätte, wie das bei TV-Diskussionen eigentlich üblich ist. Von der FPÖ war niemand da. Vermutlich, weil die so wenig faktenbasiert sind.
Also plauderten Anschober, Nehammer und Rendi-Wagner, die so gerne zu den beiden Ministern dazugehört hätte, darüber, wie toll man die Sache im Griff hat. Da waren sich alle einig. Ein anwesender Experte lobte denn auch die drei Politiker, weil sie gar so brav sind und immer faktenbasiert sprechen und handeln.